Der intuitive Pfad zum Lernen: Wie der MVP-Ansatz Schulen verändern kann
Produkte und Dienstleistungen werden immer wieder entwickelt, ohne die tatsächlichen Bedürfnisse und Verhaltensweisen der Nutzer:innen ausreichend zu berücksichtigen. Dies führt zu Fehlentscheidungen im Design und zeigt, dass die Beteiligten nicht genug Zeit darauf verwenden, ihre Zielgruppen wirklich zu verstehen.
Der MVP-Ansatz aus der digitalen Produktentwicklung kann da Abhilfe schaffen. Dabei werden Produkte oder Dienstleistungen zunächst mit minimaler Funktionalität entwickelt, um direktes Nutzerfeedback zu erhalten und basiernd darauf schnelle Anpassungen vorzunehmen.
Dieses Konzept lässt sich auch im Bildungssystem anwenden. Schulen sollten einen adaptiven Ansatz verfolgen, um Curricula ständig zu überarbeiten und auf Basis von Feedback anzupassen. Nur so wird der Lernstoff auch in Zukunft noch relevant sein.
Haben Sie sich jemals gefragt, warum immer wieder öffentliche Einrichtungen wie Parks oder auch kommerzielle Produkte mit bestimmten Absichten und Funktionen gebaut werden, die von ihren Nutzer:innen dann nicht oder anders genutzt werden? Wie oft erleben wir in der physischen, aber auch digitalen Welt Beispiele von Fehlentscheidungen im Design? Ein oft zitierter Fußweg, der neben dem offiziellen Gehweg verläuft, weil er für die Menschen intuitiver ist, oder Parkbänke, die niemand benutzt. Oder ein Benutzermenü, das irreführend anstatt intuitiv ist. Warum ist das so?
Es liegt oft daran, dass die Landschaftsbauer, Ingenieure oder Designer nicht genug Zeit darauf verwenden, die tatsächlichen Bedürfnisse und Verhaltensweisen der Nutzer:innen zu verstehen – geschweige denn direkt mit ihnen zu sprechen. Sie haben Lösungen für Probleme entwickelt, die vielleicht gar nicht existieren. Frei nach dem Motto: „Hier ist die Lösung, wo ist das Problem?“ Das folgende Bild ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür.
Der MVP-Ansatz und seine Anwendung in der Bildung
Was gibt es aber für Möglichkeiten, um besser auf den Nutzer- bzw. Kundenbedarf einzugehen? Ein sehr beliebter Ansatz, insbesondere aus der Entwicklung digitaler Produkte, ist das Minimum Viable Product (MVP). Anstatt langwierige monolithische Entwicklungsprozesse ohne Nutzerfeedback zu verfolgen, ermöglicht der MVP-Ansatz es, Produkte oder Dienstleistungen mit einer minimalen Funktionalität zu entwickeln, um wertvolles Feedback von den Nutzern zu erhalten, was wiederum die Weiterentwicklung maßgebend beeinflusst.
Dieser Ansatz lässt sich auch auf Schulen und Bildungseinrichtungen übertragen. Stellen Sie sich eine Schule vor, die ihre Bildungspläne und Unterrichtsmethoden ständig basierend auf dem Feedback von Schüler:innen, Eltern und Lehrkräften überarbeitet. Statt sich an veralteten Curricula festzuhalten, könnten Schulen den MVP-Ansatz übernehmen und flexibel auf Veränderungen in der Gesellschaft, Technologie und den Bedürfnissen der Schüler:innen reagieren.
Lehrkräfte und die Evolution des Lernens
Für Lehrkräfte würde dies bedeuten, dass sie nicht nur Inhalte vermitteln, sondern auch aktive Teilnehmer:innen in einem dynamischen Bildungsökosystem werden. Durch die Einführung von iterativen Feedbackschleifen könnten Lehrende schnell herausfinden, welche Methoden am effektivsten sind, und welche Anpassungen vorgenommen werden müssen, um den sich ändernden Anforderungen der Schüler:innen gerecht zu werden.
Um das möglich zu machen, müssen die Entscheider:innen im Bildungssystem die Lehrkräfte in die Lage versetzen, über den Bildungsplan hinauszudenken und die Lernerfahrung in den Mittelpunkt zu stellen.
Flexible Curricula: Wie beim MVP-Ansatz in der Produktentwicklung könnten Schulen einen adaptiven Ansatz wählen, bei dem die Umsetzung des Bildungsplans immer wieder überarbeitet und angepasst wird, basierend auf Rückmeldungen von Schüler:innen, Eltern und der Gemeinschaft.
Aktives Lernen: Anstatt sich nur auf Vorträge zu verlassen, könnten Lehrkräfte viel stärker aktive Lernmethoden integrieren, bei denen Schüler:innen durch Projekte, Diskussionen und praktische Aktivitäten engagiert werden.
Technologieeinsatz: Das exponentielle Zeitalter hat eine Fülle von Technologien hervorgebracht, die den Unterricht bereichern können. Lehrkräfte könnten digitale Plattformen nutzen, um Kurse interaktiver zu gestalten oder Schüler:innen den Zugang zu globalen Ressourcen zu ermöglichen.
Feedbackschleifen: Ein kontinuierliches Feedback-System, bei dem Schüler:innen ihre Meinungen und Bedenken äußern können, könnte Lehrkräften helfen, ihren Unterricht besser auf die Bedürfnisse der Schüler:innen zuzuschneiden.
Lebenslanges Lernen: Im exponentiellen Zeitalter müssen auch die Lehrkräfte ständig Lernende sein. Das bedeutet, sich regelmäßig fortzubilden, neue Technologien zu erkunden und sich über aktuelle pädagogische Best Practices zu informieren. Die notwendige Zeit dafür einzuräumen, muss ein fester Bestandteil des Bildungsauftrags werden.
Ein gutes Beispiel ist das “Deeper Learning” Experiment von acht Schulen in Baden-Württemberg.
Das exponentielle Zeitalter verlangt von uns, Bildung neu zu denken. Es bietet jedoch auch unglaubliche Möglichkeiten. Durch die Integration von Technologie, aktiven Lernansätzen und ständigem Feedback können Lehrkräfte einen Lerncampus schaffen, der dynamisch, engagiert und relevant ist. Schließlich ist es wichtig zu betonen, dass im Mittelpunkt all dieser Überlegungen das Wohl der Schüler:innen stehen muss. In einer sich ständig verändernden Welt ist es unsere Pflicht, eine Bildung zu bieten, die nicht nur informiert, sondern auch inspiriert und befähigt. Wer sich zu diesem Thema noch weiter inspirieren lassen möchte, der wird unter anderem hier fündig werden: https://www.deutscher-schulpreis.de/preistraeger.