Liebe Leser und Leserinnen,
willkommen zum neuen “Durchblick”. Die aktuelle PISA-Studie ist ein Aufreger. Wie bereits seit Jahren in regelmäßigen Abständen. Was sagen die Schüler:innen und wie fühlen sich Lehrkräfte dabei? Und was schlägt die Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz an Maßnahmen vor?
Lassen Sie sich inspirieren, heute vom Schwerpunkt “Das deutsche Bildungssystem im Kreuzfeuer”. Haben Sie noch Fragen oder Ideen? Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.
PISA-Studie mit besorgniserregenden Ergebnissen // tagesschau.de, Deutsch
Die neuesten PISA-Ergebnisse zeigen einen signifikanten Leistungsrückgang deutscher Schülerinnen und Schüler in Mathematik, Naturwissenschaften und Lesen. Deutschland befindet sich im OECD-Mittelfeld, weit hinter führenden Ländern. Besorgniserregend ist der Anstieg leistungsschwacher Schüler (30 %) und der Rückgang leistungsstarker Schüler (9 %). Bildungschancen sind ungleich verteilt, besonders betroffen sind Kinder aus finanzschwachen Familien und mit Migrationshintergrund. Der weltweite Leistungsrückgang wird teilweise der Pandemie zugeschrieben, in Deutschland mangelt es außerdem an motivierendem und unterstützendem Unterricht.
Die PISA-Ergebnisse offenbaren einmal wieder dringenden Handlungsbedarf im deutschen Bildungssystem. Die Zunahme leistungsschwacher und Abnahme leistungsstarker Schülerinnen und Schüler deuten auf tiefer liegende strukturelle Probleme hin. Besonders kritisch ist die ungleiche Verteilung von Bildungschancen, die durch sozioökonomische Unterschiede und Migrationshintergrund verschärft wird. Der rasante technologische Wandel wird diese strukturellen Schwächen noch sichtbarer machen und weiter verschärfen. Gleichzeitig bietet er aber genau die Lösungen an, die es jetzt dringend braucht: Innovative, softwaregestützte Ansätze, um den Unterricht relevanter und individueller zu gestalten. Einzelne Schulen sind bereits sehr erfolgreich damit, aber es fehlen Konzepte, die in die Breite gehen.
Schulen bereiten schlecht aufs Berufsleben vor // welt.de, Deutsch
Eine Forsa-Umfrage, beauftragt von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung sowie der Bertelsmann Stiftung, offenbart die kritische Einstellung junger Menschen in Deutschland (14-21 Jahre) gegenüber dem Bildungssystem. Nur ein Drittel glaubt, dass die Schule sie gut auf das Berufsleben vorbereitet, während 67% dies negativ sehen. Die Umfrage zeigt auch, dass nur 32% der Jugendlichen Bildungsgerechtigkeit in Deutschland als gegeben ansehen. Der Glaube an Chancengleichheit ist seit 2018 gesunken. Trotzdem blickt die Mehrheit positiv in ihre berufliche Zukunft. Aber die Jugendlichen fordern mehr Unterstützung und individuelle Beratung, um erfolgreich ins Berufsleben zu starten.
Die Umfrageergebnisse spiegeln eine wachsende Diskrepanz zwischen den Erwartungen junger Menschen und der Realität des Bildungssystems wider. Sie unterstreichen die Notwendigkeit, Bildungsinhalte und -methoden an die sich schnell verändernde Arbeitswelt anzupassen. Interessant ist, dass junge Menschen trotz ihrer Kritik am System eine grundsätzlich positive Einstellung zur eigenen Zukunft haben. Sie erkennen die Wichtigkeit von Bildung an, erwarten aber gleichzeitig eine Anpassung der Bildungsinhalte an die Anforderungen der modernen Arbeitswelt. Es geht um Relevanz.
Doch um diese Relevanz dauerhaft zu gewährleisten, benötigt es ein agiles Bildungssystem, das mit dem ständigen und immer schneller fortschreitenden gesellschaftlichen Wandel schritthalten kann und eine Mentalität des lebenslangen Lernens unterstützt.
Kein Bock auf Schule: Warum Lehrer ihren Beruf aufgeben // Frankfurter Rundschau, Deutsch
Der Artikel verfolgt die Frage, warum eine steigende Anzahl von Lehrkräften den Schuldienst quittiert. In Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt hat sich die Zahl der Kündigungen deutlich erhöht. Die Gründe für diesen Trend sind vielfältig und komplex. Hauptfaktoren sind private Gründe, das Fehlen beruflicher Perspektiven im Lehrerberuf, hohe Belastung ohne ausreichende Ressourcen, schlechte Führung und Wertekonflikte. Viele Lehrer bleiben jedoch dem Bildungsbereich treu und suchen nach alternativen Karrieren innerhalb des Sektors.
Die wachsende Unzufriedenheit und der Ausstieg von Lehrkräften sind alarmierende Symptome eines Systems, das sich dringend den heutigen Realitäten anpassen muss. Der Lehrerberuf befindet sich in einem Spannungsfeld zwischen traditionellen Erwartungen und den sich schnell verändernden Anforderungen einer digitalisierten Welt. Diese Entwicklung erfordert nicht nur neue Ansätze in der Lehrerausbildung und -fortbildung, sondern auch eine grundlegende Neuausrichtung des Schulsystems, um die Bedürfnisse von Lehrern und Schülern gleichermaßen zu erfüllen.
Überlastung der Lehrkräfte mit Bürokratie // news4teachers.de, Deutsch
Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands, kritisiert die Belastung der Lehrkräfte durch unterrichtsferne Aufgaben und Bürokratie, insbesondere im Kontext des Lehrermangels. Sie bemängelt, dass Lehrkräfte wertvolle Zeit mit dysfunktionaler Software und organisatorischen Aufgaben verschwenden würden. Klassenfahrten verursachen etwa einen unverhältnismäßigen Mehraufwand, inklusive umfangreicher Buchungsvorgänge und bürokratischer Prozesse. Der Philologenverband fordert von den Kultusministerien Entlastung, mehr Assistenz- und IT-Personal an Schulen und eine Befreiung der Lehrkräfte von administrativen Tätigkeiten.
Die Situation, die Lin-Klitzing beschreibt, ist ein prägnantes Beispiel für die Herausforderungen, mit denen unser Bildungssystem konfrontiert ist. Der Lehrermangel und die zusätzliche Belastung durch administrative Aufgaben verdeutlichen die Notwendigkeit eines Umdenkens.
Zukünftig könnten KI-gestützte Systeme viele dieser Aufgaben an den Schulen übernehmen und es so den Lehrkräften ermöglichen, sich auf ihre Kernaufgaben zu konzentrieren. Berührungsängste mit diesen Systemen müssen zügig abgebaut und die technischen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Inklusive des dedizierten IT-Personals, um einen dauerhaft stabilen Betrieb zu gewährleisten.
Wir brauchen mehr ausgebildete Lehrer und weniger Quereinsteiger // welt.de, Deutsch
Es wird prognostiziert, dass bis 2025 rund 40.000 Lehrkräfte in Deutschland fehlen werden. Um dem entgegenzuwirken, schlägt die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz mehrere Maßnahmen vor: eine Verbesserung der Lehrerausbildung, die Förderung von hochwertigem Unterricht, und eine Senkung des Einsatzes unqualifizierter Quereinsteiger. Sie empfehlen auch eine stärkere soziale und akademische Integration in der Studieneingangsphase, die Einführung eines "Master of Education" für Berufswechsler und die Schaffung eines Bachelorstudiengangs zum "Assistenzlehrer".
Der Lehrermangel ist ein Problem, dem nicht alleine mit Technologie begegnet werden kann. Software und künstliche Intelligenz werden auch bis auf weiteres nicht die wichtige Interaktion im Klassenzimmer ersetzen können.
Die vorgeschlagenen Maßnahmen sind ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Der Beruf des Lehrers muss dringend wieder attraktiver werden und es muss sichergestellt sein, dass jeder Lehrende ausreichend qualifiziert ist und einen hochwertigen Unterricht leisten kann. Es darf nicht vergessen werden, dass nach Aussage der Schüler die Qualität des Lehrers einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren in jedem Schulfach ist.