Durchblick #11: Bildungswandel durch KI – Neue Horizonte oder unkontrollierte Risiken?
Updates für Bildung in einer exponentiellen Welt
Liebe Leser und Leserinnen,
willkommen zum neuen “Durchblick”. KI-Apps werden immer mächtiger und können inzwischen ganze Schulungen automatisch erstellen. Während in akademischen Kreisen erste Konsequenzen sichtbar werden, sind einige Großkonzerne bereits deutlich weiter und beginnen KI als Ersatz für menschliche Arbeitskraft zu nutzen. Gleichzeitig werden die warnenden Stimmen aus Expertenkreisen lauter.
Lassen Sie sich inspirieren, heute vom Schwerpunkt “Die zwei Seiten der KI-Medaille”. Haben Sie noch Fragen oder Ideen? Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.
Wir verabschieden uns mit dieser Ausgabe des Newsletters in die Winterpause und wünschen Ihnen eine geruhsame Weihnachtszeit und einen gesunden Start ins neue Jahr! Den nächsten “Durchblick” erhalten Sie wieder in drei Wochen am 10.01.2024.
Lernen mit KI: App erstellt Schulungskurse // faz.net, Deutsch
Der Autor schildert seine Erfahrungen bei der Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Erstellung von Lernkursen. Die KI-Anwendung Learning-Studio-AI erstellt zügig strukturierte Kurse zu gewählten Themen, wie im Beispiel "Excel für Einsteiger". Die automatisch generierten Kurse umfassen unter anderem Kapitel mit Grundlagen, praktischen Anweisungen und ein abschließendes Quiz. Obwohl die Ergebnisse nicht perfekt sind und menschliche Überprüfung erfordern, bieten sie eine solide Grundlage für das Lernen. Die Anwendung ermöglicht es auch, Inhalte nachträglich anzupassen und zu erweitern.
Die Integration von KI in die Erstellung von Bildungsinhalten eröffnet neue Horizonte für personalisiertes und effizientes Lernen. Diese gerade entstehenden neuen Applikationen ermöglichen es, maßgeschneiderte Lernmaterialien schnell und kosteneffizient zu erstellen. In einer Welt im ständigen Wandel wird dies sowohl in der Schule als auch in der beruflichen Weiterbildung von großer Bedeutung sein und das lebenslange Lernen unterstützen.
Derartige Ansätze könnten traditionelle Lehrmethoden ergänzen und dabei individuelle Lernwege und -geschwindigkeiten berücksichtigen. Die Option, die Inhalte erst bei Bedarf zu generieren, bietet eine ganz neue Flexibilität. Gleichzeitig zeigt der Artikel die Notwendigkeit auf, die Grenzen der heutigen KIs zu erkennen und wichtige Inhalte immer einer menschlichen Überprüfung zu unterziehen. Im Bildungsbereich bedeutet dies, dass Lehrkräfte und Ausbilder:innen die Rolle von Moderatoren und Mentoren übernehmen werden, die die von KI erstellten Inhalte anpassen und ergänzen, um sicherzustellen, dass sie den Lernzielen und Bedürfnissen der Lernenden entsprechen. Der Einsatz von KI in der Bildung ist nicht nur ein Weg zur Effizienzsteigerung, sondern auch eine Gelegenheit, die Lehrkräfte in ihrer zentralen Rolle zu bestärken und zu unterstützen.
Reaktion auf ChatGPT: Studieren ohne Bachelorarbeit // t3n.de, Deutsch
Als Reaktion auf die Verbreitung generativer KI-Technologien wie ChatGPT, hat die Wirtschaftsuniversität in Prag entschieden, die Bachelorarbeit für neue Studierende abzuschaffen. Jiří Hnilica, der Dekan der Fakultät, sieht die traditionelle Bachelorarbeit durch die Unterstützung von KI beim Schreiben nicht mehr als sinnvoll an. Es wird ein neuer Ansatz angestrebt, der praktischere Erfahrungen in den Vordergrund stellt und weniger anfällig für Plagiarismus ist. Parallel dazu hat die Technische Universität in Liberec den Einsatz von KI-Tools erlaubt und fördert deren effektiven und verantwortungsvollen Einsatz. Die Nutzung von KI unterliegt dabei Richtlinien, die unter anderem fordern, dass KI-generierte Inhalte klar als solche gekennzeichnet und auf Richtigkeit überprüft werden.
Die Entscheidung der Wirtschaftsuniversität in Prag, die Bachelorarbeit abzuschaffen, ist ein deutliches Zeichen für einen Paradigmenwechsel im akademischen Bereich. Erste Bildungsinstitute beginnen sich zwölf Monate nach der Veröffentlichung von ChatGPT bereits anzupassen an die rapide technologische Entwicklung und die Herausforderungen, die generative KI-Technologien für traditionelle Bildungsmodelle darstellen.
Die breite Verfügbarkeit von KI erfordert eine Neubewertung von Lehrmethoden und Bewertungskriterien. Schulen und Universitäten werden kritisches Denken und Analysefähigkeiten stärker in den Vordergrund rücken und den Lernenden die effektive und ethische Nutzung von KI-Werkzeugen vermitteln müssen. Nur so werden die Schüler:innen auf eine zunehmend digitalisierte und von KI geprägte Arbeitswelt ausreichend vorbereitet sein.
Axel-Springer-Verlag ersetzt ganze Abteilung durch KI // mopo.de, Deutsch
Ab Mitte des nächsten Jahres wird die Nachrichten-App Upday des Axel-Springer-Verlags vollständig auf Künstliche Intelligenz umgestellt. Dies führt zur Einstellung der Springer Upday GmbH und zum Verlust von etwa 70 Arbeitsplätzen in ganz Europa. Die Neuausrichtung von Upday ist Teil einer Strategie, die Nutzer mit aktuellen Nachrichten zu wichtigen Themenkomplexen in der digitalen Welt versorgt.
Das Vorgehen des Axel-Springer-Verlags zeigt, dass KI bereits jetzt als so kompetent eingeschätzt wird, dass ganze Abteilungen in großen Konzernen überflüssig werden. Insbesondere Texte und Bilder in allen Lebensbereichen werden zunehmend von KIs generiert werden. Damit stehen viele der vor ein paar Jahren noch als sicher beurteilten “kreativen” Jobs ganz oben auf der Risikoliste.
Doch auch die Arbeitgeber gehen dabei Risiken ein. Denn wie robust und zuverlässig die KI-Systeme dauerhaft arbeiten werden, ist noch nicht abzuschätzen, wie die nächsten beiden Artikel zeigen.
ChatGPT wird fauler: Leidet die KI an Winterdepressionen? // t3n.de, Deutsch
In den vergangenen Wochen häufen sich in den sozialen Medien Beschwerden über ChatGPT, das immer häufiger komplexe Aufgaben ablehnt oder nur teilweise ausführt. OpenAI, die Firma hinter ChatGPT, hat bestätigt, dass sie der Ursache für diese Verhaltensänderung nachgeht, hat jedoch bisher keine offizielle Erklärung abgegeben. Einige Nutzer spekulieren, dass ChatGPT aufgrund seiner Trainingsdaten gegen Ende des Jahres weniger leistungsfähig wird, während andere sogar “Winterdepressionen” als mögliche Ursache anführen.
Vor dem Hintergrund einer immer stärkeren Verbreitung von KI-gestützten Anwendungen muss man sich auch die Frage nach der Robustheit dieser Systeme stellen. Kann man sich auf eine dauerhaft hohe Qualität der Ergebnisse verlassen? Gibt es überhaupt Zusagen der Hersteller zur Performance und Verfügbarkeit? Der Marktführer OpenAI gibt zumindest keinerlei Garantien und scheut sich auch nicht zu experimentieren und seine veröffentlichten KI-Modelle ohne Ankündigung zu verändern.
Im Bildungskontext eröffnet sich damit ein interessantes Diskussionsfeld. Die Grenzen und Variabilität von KI-Systemen müssen verstanden und kritisch hinterfragt werden. Und Lehrkräfte und Lernende gleichermaßen müssen ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass KI-Modelle, trotz ihrer fortschrittlichen Fähigkeiten, Limitationen unterliegen und von externen Faktoren beeinflusst werden können. Lehrkräfte werden sich ein Basiswissen zu den neuen Technologien aneignen müssen, um diese Diskussionen mit den Schüler:innen führen zu können.
Warum KI so schwer zu kontrollieren ist // spektrum.de, Deutsch
Der Artikel aus Spektrum der Wissenschaft beleuchtet die Schwierigkeiten, die mit der Kontrolle von künstlicher Intelligenz einhergehen. Er warnt vor den Risiken, die sich aus der fortwährenden Entwicklung immer leistungsfähigerer KI-Modelle ergeben könnten, wenn nicht entsprechende Vorsichtsmaßnahmen und klare Zielvorgaben etabliert werden. Der Artikel hebt hervor, dass ohne angemessene Aufsicht und Zielsetzungen ein Kontrollverlust über KI eine reale Gefahr darstellt und illustriert dies mit konkreten Beispielen.
In den vergangenen Monaten sind immer mehr warnende Stimmen aus Expertenkreisen laut geworden. Die Kommerzialisierung von KI ist in vollem Gange, und die großen Anbieter liefern sich bereits ein Wettrüsten. Dabei sind viele Aspekte von KI noch unverstanden und es arbeiten deutlich mehr Entwickler an der Verbesserung der Leistungsfähigkeit der KI-Systeme als an deren Sicherheit. Ein gefährliches Ungleichgewicht.
Der Artikel fasst anschaulich zusammen, wovor genau die Experten warnen und wie schnell bereits kleine Versäumnisse zu großen Auswirkungen führen können. Um den dauerhaft sicheren Betrieb von KI-Systemen zu gewährleisten, muss das Verständnis dieser Zusammenhänge zum Allgemeinwissen werden.