Durchblick #12: Das exponentielle Zeitalter nimmt weiter Fahrt auf
Updates für Bildung in einer exponentiellen Welt
Liebe Leser und Leserinnen,
willkommen zum neuen “Durchblick”. 2023 wird bereits als das “Jahr der KI” bezeichnet. Dabei stehen wir gerade erst in den Startlöchern und 2024 schickt sich an noch weiter Fahrt aufzunehmen. Sowohl Hochschulen als auch Schulbuchverlage reagieren inzwischen auf die neuen Herausforderungen, während der technologische Wandel sowohl durch neue Software als auch durch neue Hardware weiter beschleunigt wird.
Lassen Sie sich inspirieren, heute vom Schwerpunkt “Rückblick und Ausblick”. Haben Sie noch Fragen oder Ideen? Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.
2023: Das Jahr der künstlichen Intelligenz // faz.net, Deutsch
Der Artikel blickt zurück auf das Jahr 2023, in dem die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) einen dynamischen Aufschwung erlebte, angeführt von OpenAI, die mit einer Reihe innovativer Produkte wie GPT-4 und verbesserten DALL-E-Modellen das Feld dominierten. KI-Integration wurde in der Softwarebranche zum Standard, wobei führende Unternehmen wie SAP und Salesforce KI in ihre Produkte einbetteten. Unternehmen wie Microsoft, OpenAI und NVIDIA verzeichneten durch den KI-Boom signifikante Erfolge, während Google mit Herausforderungen zu kämpfen hatte, wie eine fehlerhafte Bard Demo zeigte. Studien vom Massachusetts Institute of Technology und anderen bestätigten die Vorteile der KI-Nutzung in Unternehmen, insbesondere in Bezug auf Effizienz und Textqualität. Eine weitere bemerkenswerte Entwicklung war die Intensivierung der Diskussionen um Superintelligenz, angeregt durch die Leistungen von ChatGPT, das medizinische Prüfungen bestand und Kunstwettbewerbe gewann. Auf politischer Ebene markierte der AI Act der EU, das erste umfassende KI-Gesetz der Welt, einen wichtigen Schritt zur Regulierung von KI-Anwendungen. Die Einführung multimodaler KI-Modelle, die nicht nur Texte, sondern auch Bilder, Videos und Audiodateien verarbeiten, eröffnete neue Dimensionen der KI-Nutzung.
Ohne Zweifel waren die Fortschritte, die KI-Anwendungen in nur zwölf Monaten vorweisen konnten, spektakulär. Und es ist davon auszugehen, dass die exponentielle Entwicklung im Tempo noch weiter zulegen wird. Die Tatsache, dass “ChatGPT” der meistgelesene Artikel auf Wikipedia war und gleichzeitig die Hitliste der Suchbegriffe auf Google anführte, zeigt deutlich das globale Interesse und die damit einhergehenden wirtschaftlichen Anreize, die Weiterentwicklung auf allen Ebenen mit Hochdruck voranzutreiben.
Wir gehen davon aus, dass KI innerhalb weniger Jahre alle Lebensbereiche durchziehen und transformieren wird. Jeder Einzelne wird sich zwangsläufig damit auseinandersetzen müssen.
Unser Tool-Beispiel ganz unten im heutigen Newsletter zeigt eine Facette der erwarteten Weiterentwicklungen im Jahr 2024: Realistische Kurzfilme, die nur anhand von Textprompts erzeugt wurden.
OpenAIs GPT-Store steht kurz vor dem Release // heise.de, Deutsch
Der GPT-Store von OpenAI, ein Marktplatz für eigene ChatGPT-Versionen, soll noch in dieser Woche eröffnen. Verifizierte Entwickler können dort ihre Produkte anbieten, wodurch der Store die bisherigen ChatGPT-Erweiterungen ablösen oder überflüssig machen könnte. Der Start war ursprünglich bereits für das letzte Jahr geplant, verzögerte sich jedoch. Im Store sollen Anbieter mit GPT-4 basierten Chatbots Geld verdienen können, obwohl bisher keine konkreten Details zur Bezahlung bekannt sind.
Die Eröffnung des GPT-Stores von OpenAI markiert einen signifikanten Schritt in der kommerziellen Nutzung künstlicher Intelligenz und könnte weitreichende Implikationen haben. Eine weltweite Community von KI-Enthusiasten kann nun ohne großen Aufwand ihre besten Ideen zur Nutzung von Chatbots veröffentlichen und teilen.
Wir glauben, dass dieser Marktplatz florieren wird und neuen Anwendern den Einstieg in die Nutzung von KI noch weiter erleichtert. Sehr bald schon wird es einfach nutzbare Mini-Anwendungen für jeden nur erdenklichen Anwendungsfall geben. Im nächsten Schritt ist davon auszugehen, dass diese einzelnen KI-Agenten zu Workflows verknüpft werden können und einem ganze Arbeitsabläufe abnehmen.
Für den Bildungssektor ist dies ein zweischneidiges Schwert. Viele dieser Bots werden einem das Lernen deutlich erleichtern und dabei unterstützen, sich Wissen schnell und effektiv anzueignen. Andere wiederum werden nur Ergebnisse produzieren und bei unreflektierter Nutzung einen gegenteiligen Effekt haben. Sowohl Lehrenden als auch Lernenden den richtigen Umgang damit zu vermitteln, wird zu einer großen Herausforderung werden.
Der Umgang mit künstlicher Intelligenz an den Hochschulen // srf.ch, Deutsch
Im Artikel wird beleuchtet, wie Hochschulen mit der Einführung von KI-Chatbots wie ChatGPT umgehen. Chatbots haben den Hochschulbetrieb verändert, da es immer unklarer wird, ob Gedanken selbst formuliert oder von einem textbasierten Tool erstellt wurden. Dies führt zu Irritationen und Herausforderungen beim Korrigieren von Arbeiten. Alice Delorme Benites, eine Professorin an der Züricher Hochschule für angewandte Wissenschaften, betont die Notwendigkeit, diese Tools reflektiert einzusetzen. Sie hebt hervor, dass Absolventen in der Lage sein müssen, solche Tools im Berufsleben effektiv zu nutzen und sie deshalb auch im Studium nicht ausgeklammert werden können. Trotz einiger Verbote in den USA sind Schweizer Schulen zurückhaltender. Delorme Benites sieht Chancen darin, den Studierenden beizubringen, wann und wofür sie KI einsetzen sollten.
Bereits in unserer letzten Ausgabe haben wir gezeigt, dass die Wirtschaftsuniversität in Prag ihre Bachelorarbeit als Reaktion auf ChatGPT abgeschafft hat. An den Hochschulen ist die Dringlichkeit des Handelns offensichtlich erkannt worden und notwendige Änderungen werden bereits umgesetzt.
Wichtig ist nun, dass diese Erkenntnisse auch auf der Ebene des klassischen Schulsystems zu Änderungen führen. Denn eines hat Professorin Benites richtig benannt: Die heutigen Kinder und jungen Erwachsenen werden im Beruf zwangsläufig mit KI umgehen müssen. Das Ziel muss also sein, sie sinnvoll darauf vorzubereiten.
Wie Unterricht auf dem neuesten Stand bleibt // zeit.de, Deutsch
ZEIT Online beleuchtet hier die Ansätze von Schulbuchverlagen und Lehrkräften, um den Schulunterricht in den dynamischen Feldern Klimawandel und Künstlicher Intelligenz (KI) aktuell zu halten. Während Schulbücher, die etwa alle vier Jahre aktualisiert werden, die Grundlage bilden, setzen Lehrerinnen und Lehrer auf digitale Zusatzmaterialien, um neue Entwicklungen aufzugreifen. Diese Materialien werden häufiger überarbeitet und über Blogs, Newsletter und Fortbildungen an die Lehrkräfte weitergegeben. Verlage wie Cornelsen und Westermann ergänzen ihr Angebot mit speziellen Arbeitsblättern, Podcasts und Online-Seminaren, die sich den neuesten Entwicklungen widmen.
Es ist erfreulich zu sehen, dass auch die Schulbuchverlage bereits reagieren und erkannt haben, dass das gedruckte Wissen in der heutigen Zeit schnell veraltet ist. Den Ansatz, online ergänzende Informationen zu veröffentlichen, halten wir für absolut richtig. Nachdem in Skandinavien gerade die Erfahrung gemacht wurde, dass es rein digital nicht funktioniert, können wir uns für die Zukunft eine Mischform vorstellen, bei der jedes Kapitel im Schulbuch via QR-Code durch digitales Zusatzmaterial ergänzt wird.
Doch es liegt immer noch in der Verantwortung der Lehrkraft, diese zusätzlichen Informationen auch aktiv zu nutzen. Dafür wird ein generelles Umdenken und auch eine Anpassung der Lehrerausbildung und -fortbildung notwendig sein.
Neuromorpher Supercomputer soll das menschliche Gehirn nachbilden // t3n.de, Deutsch
Der Artikel über "DeepSouth" thematisiert die Bestrebungen Australiens, einen neuromorphen Supercomputer zu entwickeln, der darauf ausgelegt ist, das menschliche Gehirn zu simulieren. Neuromorphe Computing-Systeme ahmen die neuronale Struktur des menschlichen Gehirns nach und bieten damit einen alternativen Ansatz zur Datenverarbeitung gegenüber herkömmlichen Computern. Diese Technologie könnte zu bedeutenden Fortschritten in der KI führen, indem sie effizientere und ausgefeiltere Datenverarbeitung, Lernen und Entscheidungsfindung ermöglicht. Die Entwicklung solcher Supercomputer würde einen entscheidenden Fortschritt in der Computational Neuroscience und der KI bedeuten.
Als Ausblick auf 2024 und darüber hinaus zeigen uns derartige Bestrebungen, dass der technische Fortschritt gleichzeitig auf vielen Ebenen voranschreitet. Nicht nur die KI-Algorithmen und -Modelle werden ständig optimiert und weiterentwickelt, sondern auch die zugrunde liegende Hardware, die die notwendigen schnellen Berechnungen überhaupt erst möglich macht.
Egal, ob mithilfe von Quantencomputern oder neuromorphen Computern - wir müssen uns darauf einstellen, dass die Weiterentwicklung von KI-Systemen sich in Zukunft nochmals massiv beschleunigen wird.
VideoPoet: Ein KI-Tool zur Erstellung von Kurzvideos // Google, Englisch
Google Research zeigt mit VideoPoet die Ergebnisse einer Forschungsarbeit zum Erstellen von kurzen Videos durch einfache Textprompts.
Auch wenn dieser Service bislang nicht öffentlich nutzbar ist, zeigen die bisherigen Ergebnisse, dass das Erstellen von Videos und Kurzfilmen durch einfache Texteingaben nicht mehr in weiter Ferne liegt. Wir erwarten die Veröffentlichung der ersten professionellen Kurzfilme auf dieser Basis bereits für Ende diesen Jahres.