Durchblick #15: Regulierung trifft Innovation – Ein neuer Rahmen für KI-Anwendungen
Updates für Bildung in einer exponentiellen Welt
Liebe Leser und Leserinnen,
willkommen zum neuen “Durchblick”. Die EU Staaten stehen kurz vor der Verabschiedung des wegweisenden “AI Acts” und die Durchdringung der Gesellschaft mit KI-Anwendungen schreitet mit unverminderter Geschwindigkeit voran. Wie kritisch ist in diesem Zusammenhang die Abhängigkeit von nur wenigen großen Anbietern?
Lassen Sie sich inspirieren, heute vom Schwerpunkt “Regulierung und digitale Souveränität”. Haben Sie noch Fragen oder Ideen? Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.
Überraschende Allianzen im Kampf um KI-Regulierung // zeit.de, Deutsch
Im Artikel wird das Ringen um ein EU-Gesetz zur Regulierung von KI-Anwendungen thematisiert. Der AI Act zielt darauf ab, eine regulierte Nutzung künstlicher Intelligenz in der EU festzulegen, mit besonderem Fokus auf riskantere Anwendungen. Trotz anfänglicher Kritik haben sich überraschende Allianzen aus Forschern, Unternehmern und zivilgesellschaftlichen Organisationen gebildet, die die Bundesregierung zur Zustimmung aufrufen, um ein Scheitern des Gesetzes zu verhindern. Der AI Act beinhaltet spezielle Vorschriften für den Einsatz von KI in sensiblen Bereichen und sieht bei Missachtung Strafen vor. Kritik gibt es insbesondere an den Regelungen für Basismodelle wie ChatGPT und biometrischer Überwachung, wobei letztere unter bestimmten Bedingungen immer noch erlaubt wäre.
Mittlerweile hat die Bundesregierung angekündigt, dass sie dem AI-Act zustimmen wird. Die Diskussion zeigt, dass es inzwischen einen breiten Konsens gibt, der die Notwendigkeit einer Regulierung von KI sieht, auch wenn dies mit Einschränkungen für die Wirtschaft verbunden sein kann.
Es geht darum, einen verantwortungsvollen und ethisch vertretbaren Rahmen für den Einsatz von KI-Technologien zu schaffen. Die Entwicklung und Implementierung solcher Regulierungen sind entscheidend, um sicherzustellen, dass die digitale Souveränität Europas gewahrt bleibt und gleichzeitig Innovationen nicht behindert werden. Insbesondere im Bildungsbereich, wo KI zunehmend für personalisiertes Lernen und Verwaltungsaufgaben eingesetzt wird, bedarf es klarer Richtlinien, die sowohl den Schutz der Privatsphäre und Daten der Lernenden als auch die Förderung von Bildungsinnovationen gewährleisten.
Für eine KI-Offensive in der öffentlichen Verwaltung // faz.net, Deutsch
Die Autoren Ronja Kemmer und Patrick Glauner thematisieren hier die Notwendigkeit, Künstliche Intelligenz umfassend in der deutschen öffentlichen Verwaltung einzusetzen. Es werden die aktuellen Herausforderungen wie lange Wartezeiten, bürokratische Hürden und ungenutzte Datenpotenziale beleuchtet, die durch den gezielten Einsatz von KI überwunden werden könnten. Die Autoren argumentieren für eine digitalisierte, medienbruchfreie Verwaltung, die rund um die Uhr Serviceleistungen bietet, und stellen Beispiele vor, wie KI in verschiedenen Bereichen, einschließlich der Organisationsverwaltung und Dienstleistungsverwaltung, eingesetzt werden könnte. Auch die Bedeutung von generativer KI wird hervorgehoben.
Die Forderung nach einer modernen, digitalen Verwaltung schließt für uns explizit auch die Prozesse des Bildungssystems mit ein. Nur wenn diese Prozesse schlank und agil gestaltet werden, besteht eine Chance, mit den sich ständig ändernden Rahmenbedingungen des exponentiellen Zeitalters Schritt halten zu können.
Die von Konkurrenzdruck getriebene Wirtschaft wird sich sehr zügig und kontinuierlich anpassen. Wie schnell sich dabei die Anforderungen des Arbeitsmarktes an zukünftige Arbeitnehmer wandeln können, zeigt der nächste Artikel.
So setzen Audi, Schäffler und Bosch KI ein // handelsblatt.com, Deutsch
Der Artikel beleuchtet den Einsatz generativer KI in der deutschen Industrie durch Firmen wie Audi, Schaeffler und Bosch, die neue Technologien für Design, Produktion und Wartung nutzen, um Effizienz zu steigern und Kosten zu senken. Der unternehmenseigene “Copilot” von Siemens und weitere Tools ermöglichen eine verbesserte Mensch-Maschine-Kommunikation, während generative KI in Designprozessen, wie bei Audis Felgendesign, kreative Prozesse unterstützt. Bosch setzt KI zur Qualitätskontrolle ein, wodurch erhebliche Einsparungen möglich sind. Die Anwendungen generativer KI stehen noch am Anfang, zeigen jedoch signifikantes Potenzial zur Transformation industrieller Prozesse.
Der fortschreitende Einsatz generativer KI in der Industrie wird auch neue Anforderungen an zukünftige Schulabgänger stellen. Arbeitgeber suchen nach Absolventen, die nicht nur technologisch versiert sind, sondern auch die Fähigkeit zur kreativen Problemlösung, zur effektiven Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams und zum kritischen Denken mitbringen.
Dies unterstreicht die Dringlichkeit für Bildungseinrichtungen, ihre Curricula anzupassen, um Schüler auf diese neuen Herausforderungen vorzubereiten, indem sie digitale Kompetenzen, ein grundlegendes Verständnis für KI und Soft Skills in den Vordergrund stellen.
Lehrkräfte wünschen sich kostenfreie Zugänge zu KI-Anwendungen // news4teachers.de, Deutsch
Eine Umfrage unter Mitgliedern des Philologenverbandes NRW zeigt eine wachsende Akzeptanz von KI-Anwendungen wie ChatGPT unter Lehrkräften, besonders bei den Jüngeren. 48% der Befragten nutzen bereits KI im Unterricht, ein signifikanter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Während KI für Textarbeit, Unterrichtsvorbereitung und Kommunikation eingesetzt wird, empfinden viele Lehrkräfte dies bislang nicht als Entlastung, sondern eher als Mehrbelastung. Dennoch wünschen sich 81% der Lehrkräfte kostenfreie Zugänge zu KI-Tools durch die Landesregierung, um ihre Potenziale voll ausschöpfen zu können.
Auch bei Lehrkräften macht sich die Erkenntnis breit, dass man sich im schulischen Umfeld mit KI-Anwendungen auseinandersetzen muss. Erfreulicherweise ist die Bereitschaft dafür auch größtenteils vorhanden. Es fehlen aktuell vor allem noch Schulungen für die konkrete Anwendung im Unterricht und flächendeckender, einfacher Zugriff auf entsprechende Tools.
Interessant ist die Tatsache, dass die Lehrkräfte den Einsatz von KI-Tools aktuell eher als Mehrbelastung und nicht als Entlastung sehen. Dies zeigt, dass wir uns in einer Phase des Umbruchs befinden und der Umgang mit den neuen Technologien erst mühsam erlernt werden muss.
Umso wichtiger, dass Schüler:innen sich während ihrer Schulzeit mit KI-Tools vertraut machen können, damit die sinnvolle Nutzung frühzeitig in Fleisch und Blut übergeht und zu einer echten Hilfe und Entlastung werden kann.
Von digitaler Souveränität bei deutschen Unternehmen keine Spur // heise.de, Deutsch
Deutsche Unternehmen sind laut einer Bitkom-Umfrage besorgt über ihre Abhängigkeit von ausländischen Technologien, insbesondere in Bereichen wie Halbleitern, KI und Quantencomputing. 75% sehen sich bei Halbleitern abhängig, 74% bei KI und 60% bei Quantencomputing. Die EU-Kommission hat Vorschläge zur Wirtschaftssicherheit vorgelegt, die auf den Schutz vor Übernahmen durch Drittstaaten abzielen. Trotz der Bemühungen kritisieren einige, dass die Maßnahmen nicht ausreichend sind, um sensible Technologien zu schützen, und fordern mehr Kontrolle bei internationalen Forschungskooperationen.
Das Thema der digitalen Souveränität wird mit zunehmender Durchdringung der Gesellschaft mit KI-Anwendungen immer wichtiger werden. Der flächendeckende Einsatz in Bildung und Wirtschaft wird diese Technologie systemkritisch machen und man muss sich die Frage stellen, wie hoch die Abhängigkeit von ausländischen Firmen in diesem Kontext sein darf. Insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden geopolitischen Spannungen.
Wir glauben, dass einheimische Alternativen zu ChatGPT, wie sie beispielsweise Aleph Alpha entwickeln will, zukünftig immer wichtiger werden. Auch Open-Source-Projekte, die von einer globalen Community entwickelt und betreut werden, könnten gangbare Alternativen sein, um zu große Abhängigkeiten von den vorwiegend amerikanischen Marktführern zu vermeiden.
Vor allem bei Entscheidungen im Bildungsumfeld werden derartige Überlegungen eine Rolle spielen müssen.