Durchblick #21: Weniger Reden, mehr Machen – Die Konvergenz von KI und Robotik
Updates für Bildung in einer exponentiellen Welt
Liebe Leser und Leserinnen,
willkommen zum neuen “Durchblick”. Bisher kennen wir die einschlägigen KIs vor allem als Chatbots. Sie suchen uns Informationen, fassen zusammen, erklären. Sie reden viel, aber sie sind bisher kaum in der Lage, komplexere Aufgaben für uns zu erledigen. Doch das ändert sich langsam. Zum einen mit vernetzten, virtuellen Agenten, aber zum anderen auch in der realen Welt. Was würde passieren, wenn wir ChatGPT einen Körper geben? Ist das überhaupt schon möglich?
Lassen Sie sich inspirieren, heute vom Schwerpunkt “Humanoide Roboter mit Hirn?” Haben Sie noch Fragen oder Ideen? Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.
Ist die neue KI “Devin” ein vollwertiger Software-Engineer? // heise.de, Deutsch
Devin ist ein fortschrittlicher KI-Agent von Cognition, der entwickelt wurde, um komplexe Software-Engineering-Aufgaben zu übernehmen. Er unterscheidet sich von bisherigen Codeassistenten durch seine Fähigkeit, vollständige Projekte zu realisieren, nicht nur einfache Codeabschnitte. Devin befindet sich momentan in einer privaten Beta-Phase, und konkrete Ergebnisse seiner Fähigkeiten wurden durch Beispielvideos demonstriert, einschließlich der Bearbeitung von GitHub-Issues und der Umsetzung von Softwareprojekten.
Die Frage, ob KI bald Software-Entwickler ersetzen kann, wird aktuell heiß diskutiert. Der CEO von NVIDIA ist zumindest der Meinung, dass dies der Fall ist. Was auch immer man darüber denkt – die jüngste Veröffentlichung von Devin hat wieder einmal für allgemeine Verblüffung gesorgt und gezeigt, wie schnell sich die Faktenlage ändern kann.
Aber was haben wir zu erwarten, wenn man derart kompetente und planende KIs in humanoide Roboter verpflanzen würde? Sind die motorischen Fähigkeiten der heutigen Roboter überhaupt ausgereift genug? Mehr dazu in den folgenden Artikeln.
Google Deepmind stellt neue KI-Forschung für Alltagsroboter vor // the-decoder.de, Deutsch
DeepMind hat neue Forschungsergebnisse vorgestellt, die den Einsatz von KI in Robotern für alltägliche Aufgaben revolutionieren könnten. Sie haben Technologien entwickelt, die Robotern ermöglichen, komplexe Aufgaben effizienter und effektiver zu erlernen und auszuführen, was ihre Anwendbarkeit in realen Umgebungen erheblich verbessert. Diese Fortschritte könnten weitreichende Auswirkungen auf die Art und Weise haben, wie Roboter in verschiedenen Industrien und im Alltagsleben eingesetzt werden.
Die Bemühungen von DeepMind zeigen, dass KI und Robotik inzwischen nahe beieinander liegen. KIs werden nicht nur das Hirn der Roboter bilden, sondern sie helfen auch mittels Simulationen beim Training der Bewegungsabläufe und motorischen Fähigkeiten. Eine Synergie, die sich massiv auf die weitere Entwicklungsgeschwindigkeit auswirken wird.
Boston Dynamics zeigt humanoiden Roboter Atlas bei der Arbeit // heise.de, Deutsch
Der Artikel beschreibt die Weiterentwicklung des humanoiden Roboters Atlas von Boston Dynamics. Das Unternehmen zeigt Atlas in einem industriellen Einsatz, wo er Autostoßdämpfer handhabt. Bisher bekannt für seine akrobatischen Fähigkeiten, demonstriert Atlas hier, wie er mit seinen internen Sensoren und integrierter Objekterkennung komplexe Aufgaben autonom bewältigt. Das Video zeigt, wie Atlas Stoßdämpfer eigenständig aus einer Lagerung nimmt und sie präzise in einen Transportwagen einsortiert. Diese Tätigkeit, obwohl sie simpel erscheint, setzt fortgeschrittene Fähigkeiten voraus, da der Roboter auf seine Sensoren und Algorithmen zur Objekterkennung angewiesen ist und bei der Ausführung aufkommende Fehler selbst korrigiert.
Boston Dynamics ist weltweit führend in der Entwicklung von Robotern und hat in der Vergangenheit mit gescripteten Tanz- und Parkour-Einlagen von Atlas für Aufsehen gesorgt. Nun zeigen sie erstmals konkrete, industrielle Anwendungsfälle. Wir denken, dass das Timing kein Zufall ist und auch Boston Dynamics von den seit Kurzem verfügbaren KI-Modellen profitiert.
Tesla verbessert Gangverhalten des Optimus Bot // heise.de, Deutsch
Teslas humanoider Roboter Optimus Bot hat durch ein Update verbesserte Fortbewegungsfähigkeiten erhalten, die es ihm ermöglichen, schneller, sturzfreier und menschenähnlicher zu laufen. Die zweite Generation des Roboters, die im September 2023 vorgestellt wurde, bietet unter anderem einen beweglichen Hals und überarbeitete Hände mit taktilen Sensoren. Die Anpassungen haben zu einem flüssigeren Gangverhalten geführt, obwohl die Bewegungen noch nicht ganz so geschmeidig sind wie bei einem Menschen. Der Marktstart des Optimus Bot ist noch ungewiss, aber Elon Musk hat erste Auslieferungen für 2024 angedeutet. Auch die tatsächlichen Fähigkeiten des Roboters sind bisher nicht vollständig bekannt.
Auch Tesla, das erst seit zwei Jahren an seinem humanoiden Roboter arbeitet, macht aktuell schnelle Fortschritte. Im Gegensatz zu Boston Dynamics haben sie von vornherein nicht nur industrielle Einsatzzwecke im Blick, sondern auch Privathaushalte.
Roboter kann dank OpenAI-Modellen sprechen und handeln // the-decoder.de, Deutsch
Die Robotikfirma Figure hat in Kooperation mit OpenAI den Roboter "Figure 01" entwickelt, der in natürlicher Sprache interagieren kann. Er kann komplexe Gespräche führen und eigenständig Aktionen planen und durchführen. Das alles dank eines von OpenAI trainierten multimodalen Modells, das sowohl Bilder als auch Texte verarbeiten kann. Die Fähigkeiten des Roboters umfassen die Beschreibung seiner Umgebung, das Interpretieren von Alltagssituationen und das Ausführen von Aktionen basierend auf kontextabhängigen Anfragen. Alle Aktionen des Roboters sind erlernt und nicht ferngesteuert.
Das im Artikel verlinkte Video ist die aktuellste und auch klarste Demonstration von dem, was uns erwartet. Hier ist GPT-4 bereits in einen humanoiden Roboter verpflanzt worden und agiert in einem häuslichen Setting. Das Ergebnis ist sowohl beeindruckend als auch beängstigend. Was wird ein Upgrade auf GPT-5 oder GPT-6 bewirken?
Wir werden uns an den Gedanken gewöhnen müssen, humanoiden Robotern in naher Zukunft nicht nur in Lager- und Fertigungshallen zu begegnen, sondern auch im häuslichen Umfeld.
Wirtschaftsministerium will Testzentrum für KI-Roboter einrichten // msn.com, Deutsch
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz plant die Errichtung eines interdisziplinären Prüf- und Testzentrums für auf Künstlicher Intelligenz basierende Roboter. Ziel ist es, ein auf mehrere Standorte verteiltes Zentrum aufzubauen, um „Sicherheitsstandards made in Germany“ zu entwickeln. Dies soll als Vorbild des europäischen Fahrzeugsicherheitsprogramms Euro NCAP dienen, das einheitliche Vorgaben für Crashtests von Fahrzeugen definiert. Das Zentrum wird darauf abzielen, nationale und internationale Normen, Teststandards und Zertifizierungskompetenzen für KI-Roboter zu entwickeln. Die Initiative geht auf einen Vorschlag des Zukunftsrats des Bundeskanzlers zurück und zielt darauf ab, Absatzchancen sowie technische Souveränität zu sichern und gleichzeitig einen dynamischen Hochlauf zu ermöglichen. Es gibt jedoch Bedenken in der Wirtschaft, dass das Vorhaben zu einer Flut neuer Regulierungen führen könnte.
Für uns ist dieser Schritt des Wirtschaftsministeriums ein Hinweis darauf, dass auch dort von einer Entwicklung ausgegangen wird, die dazu führt, dass Mensch und Roboter immer enger interagieren werden. Für Industrie-Roboter, die hinter Absperrungen agieren, wären keine neuen Sicherheitsstandards notwendig.
Wir begrüßen diese Initiative und hoffen, dass das Regelwerk fertiggestellt ist, bevor die ersten humanoiden Haushaltsroboter unsere Wohnzimmer zerlegen.