Durchblick #4: Die Kultusministerkonferenz auf dem Prüfstand und "uncooler" Deutschunterricht
Updates für Bildung in einer exponentiellen Welt
Liebe Leser:innen,
willkommen zum neuen “Durchblick”. Wie steht es um Bildung im exponentiellen Zeitalter, wie gut sind wir vorbereitet auf die nächsten Wellen technischer Innovationen, die nächsten schwarzen Schwäne? Machen wir es kurz, es sieht nicht wirklich gut aus. Wir selbst sind mehr denn je gefragt, Antworten und Lösungen zu finden.
Lassen Sie sich inspirieren, heute vom Schwerpunkt “Status Quo Bildungssystem”. Haben Sie noch Fragen oder Ideen? Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.
Club ohne Richtung // jmwiarda.de, Deutsch
Einordnung von Journalist Jan-Martin Wiarda zur Analyse des Beratungsunternehmens Prognos, in der den Kultusministern ungeschönt der Zustand der Kultusministerkonferenz (KMK) gespiegelt wird. Und dieser ist, den Analysten zufolge, desaströs. Komplizierte Strukturen, zu wenig Zusammenarbeit und Informationsaustausch, schlechtes Wissensmanagement sind nur einige Beispiele, die aufgeführt werden. All das führe dazu, dass trotz massenhafter AGs und Sitzungen die Ergebnisse ausbleiben.
Die Analyse zeigt, wie wichtig ein koordiniertes Vorgehen mit klarer Zielsetzung und Aufgabenkoordination ist, um das Bildungssystem zu modernisieren. Gleichzeitig zeigt sie, dass wir selbst gefragt sind, um Veränderungen heute anzustoßen. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass andere Gremien für uns die Unmengen an Fragen und Herausforderungen rund um Integration, Transformation und Digitalisierung lösen.
Tausende Schul-Tablets bleiben uneingerichtet liegen // golem.de, Deutsch
Tausende Schul-Tablets wurden in den vergangenen Jahren an deutschen Schulen angeschafft, doch viele bleiben ungenutzt und unaufbereitet liegen. Dies betrifft sowohl Tablets, die bereits vor der Corona-Pandemie angeschafft wurden, als auch solche, die im Kontext des Digitalpaktes Schule bereitgestellt wurden. Über den EU-React-Förderpakt wurden mit 9 Millionen Euro 14.000 iPads für Schulen angeschafft. Nach Überprüfung stellte sich jedoch heraus, "dass 60 Prozent der ausgelieferten Tablets ein dreiviertel Jahr danach immer noch nicht in Betrieb genommen worden waren".
Dieser Beitrag zeigt uns die Herausforderungen, die mit der Digitalisierung im Bildungsbereich einhergehen. Es reicht nicht, Mittel bereitzustellen oder Bestellungen von neuen Geräten zu ermöglichen. Genauso wichtig ist es, einfache Wartung, Schulungen und die technischen Rahmenbedingungen zu schaffen, um diese Geräte auch sinnvoll nutzen zu können. Wie soll in Schulen Medienkompetenz und Begeisterung für neue Technologien gefördert werden, wenn jeder Einzelhaushalt technisch besser aufgestellt ist?
Warum Jugendliche in Englisch besser abschneiden als in Deutsch // deutsches-schulportal.de, Deutsch
Der Artikel auf deutsches-schulportal.de analysiert, warum Jugendliche in Englisch besser abschneiden als in Deutsch. Es wird festgestellt, dass die Schülerinnen und Schüler in Englisch bessere Leistungen erbringen, da sie im Alltag vermehrt mit der englischen Sprache in Berührung kommen, sei es durch Musik, Filme oder das Internet. Zudem wird Englisch oft als cool und attraktiv wahrgenommen, während Deutsch als altbacken und uncool gilt. Das geringe Interesse für Deutsch steht damit in krassem Gegensatz zur zentralen Bedeutung des Fachs, grundlegendes Handwerkszeug für alle Lernprozesse zu erwerben.
Wir müssen uns bewusst sein, dass Schülerinnen und Schüler bereits eine gewisse Vorerfahrung mit der englischen Sprache haben und diese zum Lernen nutzen sollten. Gleichzeitig ist Englisch als Sprache, egal in welchem Fach oder Job, mehr und mehr eine Kernkompetenz, die es zu beherrschen gilt. Auf der anderen Seite steht die Frage, was es jetzt braucht, um den Deutschunterricht in der Wahrnehmung der Schüler wieder attraktiver zu machen. Nach Autor Werner Klein machbar, aber herausfordernd: “Dazu gehören Fragen nach dem lebensweltlichen Bezug des Fachs, der Bedeutung von Orthografie bei zunehmender Nutzung digitaler Tools, dem Stellenwert eines Literaturkanons, einer besseren Verbindung von Grammatik, Orthografie und Literatur sowie generell der Nutzung digitaler Medien im Deutschunterricht. Angesichts einer zunehmend heterogenen Schülerschaft, die digitale Medien zunehmend attraktiver findet als Druckerzeugnisse und zu Hause weniger Deutsch spricht, eine herausfordernde Aufgabe.”
Europäer schmieden Allianz gegen USA und China // tagesschau.de, Deutsch
Hier wird ein Zusammenschluss von Deutschland, Frankreich und Italien im Bereich Künstliche Intelligenz thematisiert. Es wird betont, dass Europa sich nicht verstecken müsse im KI-Rennen und durchaus Unternehmen hervorbringe, die in vielen Bereichen besser sind als die US-Tech-Giganten. Dennoch investieren die USA immer noch knapp zehnmal sowie in die Technologie wie aktuell Europa. Um nicht den Anschluss zu verlieren, müsse man sich strategisch besser absprechen und schnellere Entscheidungen treffen. Außerdem warnen die Wirtschaftsminister vor wettbewerbsschädlicher Überregulierung und Bürokratie: "Bevor wir an Regelung denken, müssen wir an Innovation und Finanzierung denken.”
Diese europäischen Diskussionen sind erfreulich und gehen in die richtige Richtung. Denn wir sind in allen gesellschaftlichen Bereichen bereits konfrontiert mit konkreten Fragen zum Arbeiten und Lernen mit KI. Wenn uns Staat und Politik tatsächlich hilfreich zur Seite stehen wollen, dann ist Geschwindigkeit und Augenmaß gefordert. Was wir brauchen, sind Investitionsfreude, schlanke Entscheidungsprozesse und der Mut zu einem echten Risikomanagement. Denn jedes Risiko beinhaltet auch immer eine Chance. Und manchmal kann es lohnend sein, ein kalkuliertes Risiko einzugehen. Bleibt zu hoffen, dass auf Worte auch Taten folgen und sich derartige Erkenntnisse auch bildungspolitisch niederschlagen.