Durchblick #44: KI und Nachhaltigkeit – Passt das zusammen?
Updates für Bildung in einer exponentiellen Welt
Liebe Leser und Leserinnen,
willkommen zum neuen “Durchblick”. Viele Jugendliche zeigen heutzutage Interesse an Klimaschutz und engagieren sich auf unterschiedliche Weise. Doch ist Ihnen auch der Energiehunger unserer KI-Infrastruktur bewusst und welche Implikationen eine mit ChatGPT erstellte Hausaufgabe in diesem Kontext hat? Und könnte das sogar ein Motor für weitere Innovationen sein?
Lassen Sie sich inspirieren, heute vom Schwerpunkt “Der Energiehunger von KI” Haben Sie noch Fragen oder Ideen? Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.
ChatGPTs Stromverbrauch: Zehnmal mehr als bei Google // heise.de
Eine Studie von BestBrokers zeigt, dass eine Anfrage an ChatGPT zehnmal mehr Energie verbraucht als eine Google-Suche. Der jährliche Stromverbrauch von ChatGPT für Nutzeranfragen wird auf 226,82 Millionen Wattstunden geschätzt, was Kosten von rund 30 Millionen US-Dollar entspricht. Der Energieverbrauch von ChatGPT übersteigt den gesamten Stromverbrauch von zwölf kleinen Ländern und Territorien. Zu den Nutzungskosten kommen die Entwicklungskosten für KI-Modelle hinzu, die bei GPT-4 auf insgesamt 78 Millionen US-Dollar geschätzt werden.
Vielen Nutzern ist der Fakt sicher nicht bewusst, dass eine KI-Anfrage aktuell viel mehr Energie verbraucht als eine Google-Anfrage. Und gerade vor dem Hintergrund des drohenden Klimawandels darf dies auch nicht ignoriert werden. Auf der anderen Seite war der Fortschritt der Menschheit historisch gesehen schon immer eng mit dem steigenden Energieverbrauch und der Fähigkeit, diese Energie effizienter zu nutzen, verknüpft.
Stehen wir also tatsächlich vor einem großen Problem und gibt es bereits Lösungsansätze? Dies ist eine Diskussion, an der auch unsere Jugendlichen in den Schulen teilnehmen sollten.
OpenAI-Chef warnt: Ohne Ressourcen werden Kriege um KI geführt // heise.de
In einem Blogpost prognostiziert OpenAI-Chef Sam Altman ein "Zeitalter der Intelligenz", in dem KI enormen Wohlstand und bahnbrechende Errungenschaften ermöglichen wird. Er betont jedoch auch die Notwendigkeit günstiger Rechenleistung, da sonst Kriege um KI ausbrechen könnten und KI zum Werkzeug für Reiche werden könnte. Altman sieht Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt, ist aber überzeugt, dass es weiterhin Beschäftigung für alle geben wird. KI werde den Menschen helfen, schwierige Probleme zu lösen und könne sich als einer der folgenreichsten Fortschritte der Menschheitsgeschichte erweisen. Kritiker bemängeln, dass Altman existenzielle Risiken ausklammert und in einigen Punkten zu vage bleibt.
Ohne Frage hat sich in den zurückliegenden zwei Jahren gezeigt, dass KI gekommen ist, um zu bleiben. Die jetzt schon erreichbare Arbeitserleichterung in vielen Bereichen ist zu verlockend und die weltweiten Nutzerzahlen wachsen stetig. Wir geben Sam Altmann recht, dass dieser Bedarf gedeckt werden muss, und zwar zu sozialverträglichen Preisen, um keine Zweiklassengesellschaft entstehen zu lassen. Ein massiver Ausbau der Energieinfrastruktur scheint damit unausweichlich.
Milliarden-Wettlauf: US-Staaten buhlen um gigantische KI-Rechenzentren // the-decoder.de
OpenAI-CEO Sam Altman treibt Pläne für massive Investitionen in KI-Infrastruktur in den USA voran, um die technologische Führungsposition des Landes zu sichern. Die Investitionen sollen zunächst mehrere Dutzend Milliarden US-Dollar umfassen und den Bau von Rechenzentren, die Erweiterung von Energiekapazitäten und den Ausbau der Halbleiterproduktion beinhalten. Parallel dazu erwägen zwei ungenannte Tech-Giganten den Bau von Mega-KI-Rechenzentren in North Dakota, die jeweils über 125 Milliarden Dollar kosten könnten. US-Bundesstaaten wittern ihre Chance, von den Milliarden-Investitionen zu profitieren, während die lokale Bevölkerung teilweise Bedenken hinsichtlich negativer Auswirkungen hat.
In den USA schmiedet neben OpenAI auch Microsoft gigantische Pläne für neue Rechenzentren. Doch diese Anstrengungen werden noch in den Schatten gestellt von den Vorhaben im asiatischen Raum. Das Wettrüsten ist also in vollem Gange. Aber sind die möglichen klimatischen Auswirkungen bereits absehbar?
Rechnerisch getrickst? CO2-Ausstoß von KI-Rechenzentren untersucht // t3n.de
Eine Analyse von The Guardian zeigt, dass der CO2-Ausstoß von KI-Datenzentren großer Tech-Unternehmen wie Google, Microsoft, Meta und Apple deutlich höher sein könnte als offiziell angegeben. Grund dafür ist die Nutzung von Zertifikaten für erneuerbare Energien (Recs), mit denen Unternehmen ihre Emissionen rechnerisch senken können, ohne tatsächlich vor Ort weniger CO2 auszustoßen. Die tatsächlichen standortbasierten Emissionen der Tech-Riesen waren laut der Analyse zwischen 2020 und 2022 insgesamt um 662 Prozent höher als die angegebenen marktbasierten Emissionen. Der Energieverbrauch der Rechenzentren ist hoch und könnte sich laut dem Electric Power Research Institute bis 2030 sogar noch einmal verdoppeln.
Die Untersuchung zeigt, dass ein ungebremster Bau von KI-Rechenzentren durchaus ein hohes Potenzial hat, den globalen Ausstoß von Treibhausgasen weiter zu erhöhen, insbesondere wenn getrickst wird, um diese Entwicklung zu verschleiern. Vor allem die Wahl der Energiequelle hat hier einen großen Einfluss und wir denken, dass öffentlicher Druck notwendig ist, um CO2-arme Alternativen zu forcieren. Denn auf den Bau dieser Rechenzentren zu verzichten, ist keine realistische Option.
Microsoft braucht Atomreaktor für KI-Strombedarf // golem.de
Microsoft hat eine 20-jährige Abnahmeverpflichtung für Strom aus einem derzeit stillgelegten Kernreaktor der Anlage Three Mile Island unterzeichnet, um den erheblichen Energiebedarf von KI-Systemen zu decken, ohne die eigenen Kohlenstoffemissionen zu erhöhen. Der Reaktor könnte möglicherweise bis 2027 wieder in Betrieb genommen werden.
Atomenergie hat viele Kritiker, die vor allem auf die Gefahren einer Kernschmelze und den radioaktiven Abfall verweisen. Doch andererseits ist Kernenergie auch eine “grüne” Energie. Denn die CO2-Bilanz liegt gleichauf mit Windenergie und wird nur übertroffen von Wasserkraft. Und sobald die Kernspaltung von Kernfusion abgelöst werden kann, sind auch die genannten Gefahren weitgehend entkräftet.
Wir denken, dass vor dem Hintergrund des ungebremst steigenden Energiebedarfs alle emissionsarmen Energiequellen in Betracht gezogen und weiterentwickelt werden müssen. Wie so oft bleibt uns nur die Wahl, die durch technologischen Fortschritt entstandenen Probleme durch weiteren technologischen Fortschritt zu lösen. Die hierfür nötigen Talente muss unser Bildungssystem hervorbringen.
Projekt TEMPO: Stromsparende Chips für neuromorphic Computing // fraunhofer.de
Im Rahmen des ECSEL-Projekts TEMPO arbeitet das Fraunhofer EMFT an der Entwicklung stromsparender neuromorpher Computerchips für künftige KI-Anwendungen. Neuromorphes Computing orientiert sich am menschlichen Gehirn und gilt als Schlüsseltechnologie, um den hohen Energieverbrauch herkömmlicher Rechensysteme zu reduzieren. Durch den Einsatz neuer nichtflüchtiger Speicher (eNVM) und analoger Multiplikations-Akkumulations-Operationen (MAC) sollen Durchsatz und Energieeffizienz verbessert werden, ohne die Rechengenauigkeit zu beeinträchtigen.
Das Projekt des Fraunhofer Instituts ist eines von vielen, das sich nicht auf die emissionsarme Bereitstellung von Energie konzentriert, sondern das Problem von der anderen Seite angeht und die energiehungrigen Komponenten sparsamer machen will.
Ohne Zweifel werden wir eine Kombination beider Ansätze brauchen und es zeigt sich wieder einmal, dass wir gut ausgebildete und kreative Köpfe benötigen, um den vielfältigen Herausforderungen des exponentiellen Zeitalters begegnen zu können.
Neuigkeiten und Termine
16.10.2024 // Transformation als Chance: Schule im exponentiellen Zeitalter – Die disruptive Kraft der KI
Vortrag mit 6 Acherner Schulen09.10.2024 // Schule im exponentiellen Zeitalter – Die disruptive Kraft der KI
Vortrag an der Realschule Oberkirch und der August-Ganter-Schule02.10.2024 // Lernen im exponentiellen Zeitalter – Die disruptive Kraft der KI
Vortrag an der Hochschule der Medien in Stuttgart01.10.2024 // Pädagogischer Tag "KI und Schule" in der Gemeinschaftsschule Rust
Vortrag und KI-Befähigung der Lehrkräfte30.09.2024 // Pädagogischer Tag "KI und Schule" in der Sophie-von-Harder-Schule
Vortrag und KI-Befähigung der Lehrkräfte