Durchblick #51: Deep Fakes und digitale Analphabeten
Updates für Bildung in einer exponentiellen Welt
Liebe Leser und Leserinnen,
willkommen zum neuen “Durchblick”. Die ICILS-Studie 2023 hat es deutlich gemacht: 40 Prozent der deutschen Achtklässler sind digitale Analphabeten – sie können nur "klicken und wischen". Gleichzeitig warnt Google vor einer dramatischen Zunahme von KI-gestützten Bedrohungen und Deepfakes im Jahr 2025. Eine brisante Kombination, denn wie sollen Jugendliche, die schon mit grundlegenden digitalen Kompetenzen überfordert sind, komplexe KI-Manipulationen erkennen?
Lassen Sie sich inspirieren, heute vom Schwerpunkt “Digitale Bildung als Schlüssel zur Demokratiesicherung.” Haben Sie noch Fragen oder Ideen? Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.
Google wagt Ausblick auf die IT-Sicherheitslage 2025 // heise.de
Google hat einen Ausblick auf die zu erwartende IT-Bedrohungslage für das Jahr 2025 veröffentlicht. Darin prognostizieren die IT-Sicherheitsexperten von Google und der Tochterfirma Mandiant, dass bösartige Akteure vermehrt auf KI für ausgefeiltes Phishing, Social Engineering und Deepfakes setzen werden. Die "Big Four" (China, Iran, Nordkorea und Russland) werden weiterhin aktiv bleiben und sich in Spionage, Cybercrime und Ausspähoperationen engagieren. Ransomware und Infostealer-Malware bleiben bedeutende Bedrohungen. Zudem werden kompromittierte Identitäten in hybriden Umgebungen und Angriffe auf Web3- und Kryptowährungsorganisationen zunehmen. Google erwartet außerdem eine weitere Verkürzung der "Time to Exploit"; also dem Zeitraum zwischen Entdeckung einer Sicherheitslücke und ihrem Missbrauch durch Cyberkriminelle.
Die Prognosen von Google verdeutlichen, dass die rasante technologische Entwicklung im exponentiellen Zeitalter nicht nur Chancen, sondern auch Risiken mit sich bringt. Insbesondere der zunehmende Einsatz von KI durch Cyberkriminelle oder die gezielte politische Einflussnahme durch gefälschte digitale Medien stellen eine wachsende Herausforderung dar.
Das macht es erforderlich, dass das Bewusstsein für IT-Sicherheit und für den Wahrheitsgehalt digitaler Medien in der breiten Bevölkerung geschärft werden muss. Für Jugendliche bedeutet dies vornehmlich eine Auseinandersetzung mit dem Thema “Deep Fakes”. Auch die Schulen müssen hierbei unterstützen.
Agentur für Sprunginnovationen sucht durchgreifende Lösungen gegen Deepfakes // heise.de
Die Bundesagentur für Sprunginnovationen (Sprind) führt im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr einen Innovationswettbewerb zur Erkennung und Verhinderung von Deepfakes durch. Zwölf ausgewählte Teams erhalten bis zu 350.000 EUR für die Entwicklung von Lösungen zur Echtzeit-Erkennung KI-generierter Inhalte. Ziel ist es, einen Prototyp zu entwickeln, der Bild-Deepfakes zuverlässig erkennen und authentifizieren kann sowie sich kontinuierlich an neue Techniken anpasst. Die Teams setzen dabei auf verschiedene Ansätze wie Multi-Detektoren, universelle Erkennungsmethoden oder fälschungssichere Wasserzeichen in Kombination mit Blockchain-basierter Verifizierung.
Mit dem Innovationswettbewerb zeigt die Bundesregierung ganz deutlich, wie ernst das Thema genommen werden muss. Deepfakes stellen eine signifikante Bedrohung für die Integrität von Informationen und den gesellschaftlichen Diskurs dar. Bildung spielt hier eine zentrale Rolle, um einerseits die technologischen Fähigkeiten zur Erkennung von Deepfakes voranzutreiben und andererseits die Medienkompetenz der Bürger zu stärken. Nur wenn wir in der Lage sind, die Echtheit von Informationen kritisch zu hinterfragen und zu überprüfen, können wir uns gegen Manipulation und Desinformation wappnen. Dies ist ein wichtiger Teil der Demokratiebildung, die im übrigen auf der didacta 2025 in den Mittelpunkt gestellt werden wird.
Nur über die Höhe der Förderung lässt sich sicher streiten. Ist es bei der Brisanz des Themas wirklich angemessen, weniger als eine Million Euro pro Team zu investieren, wenn auf der anderen Seite Milliarden in die Weiterentwicklung der KIs gesteckt werden, die zu immer überzeugenderen Deep Fakes führen?
Wie uns Google mit KI vor Schadsoftware und betrügerischen Anrufen schützen will // t3n.de
Google führt neue, KI-basierte Sicherheitsfunktionen für Android-Smartphones ein. Eine lokal laufende KI soll Nutzer in Echtzeit warnen, wenn eine App verdächtige oder betrügerische Aktivitäten vornimmt. Dabei konzentriert sich die "Live-Bedrohungserkennung" zunächst auf schwer zu entdeckende Malware-Apps wie "Stalkerware". Die Funktion wird zuerst auf Googles Pixel-Smartphones ab dem Pixel 6 verfügbar sein, soll aber noch in diesem Jahr von weiteren Herstellern übernommen werden. In den USA führt Google zudem eine KI-Funktion ein, die Nutzer während eines Anrufs vor betrügerischen Anrufen warnt.
Wieder einmal zeigt sich, dass die durch Technologie verursachten Herausforderungen häufig nur durch weitere technologische Innovation gelöst werden können. Wir können davon ausgehen, dass andere Hersteller nachziehen werden und der Schutz vor Fakes und Falschinformationen mehr und mehr direkt in die genutzten Geräte integriert wird.
Die entsprechenden Entwicklungen müssen dabei aufmerksam beobachtet werden, denn die Grenze zwischen Schutz und Zensur wird fließend sein.
Auch einen amüsanteren Artikel zu diesem Thema möchten wir Ihnen nicht vorenthalten: Der Einsatz einer KI-Großmutter, um Telefonbetrüger in den Wahnsinn zu treiben. Schauen Sie sich unbedingt das kurze Video an.
"Klicken und wischen" statt digitaler Kompetenz // tagesschau.de
Die internationale Vergleichsstudie "International Computer and Information Literacy Study 2023" (ICILS) zeigt, dass rund 40 Prozent der Achtklässler in Deutschland nur über rudimentäre Fähigkeiten im kompetenten Umgang mit Computern verfügen. Dieser Anteil ist im Vergleich zu den Vorgängeruntersuchungen von 2013 und 2018 deutlich gestiegen. Nur 1,1 Prozent der Jugendlichen erreichen die höchste Kompetenzstufe. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland zwar über dem Mittelwert, schneidet aber schlechter ab als Länder wie Südkorea oder Tschechien. Bundesbildungsminister Cem Özdemir betont die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Konzepts für digitale Bildung und setzt auf eine Fortführung des Digitalpakts. Forschende fordern mehr Unterstützung für Schulen und eine gezieltere Lehrerfortbildung.
Laut Studienleiterin Birgit Eickelmann können "diese 40 Prozent der Jugendlichen, von denen wir denken, dass sie Digital Natives sind, im Grunde genommen nur klicken und wischen." Die sogenannten “Digital Natives” sind also eigentlich digitale Analphabeten! Die Tragweite dieser Erkenntnis ist vor dem Hintergrund der aktuellen technologischen Entwicklungen kaum abzuschätzen. Aber eines ist klar und muss in diesem Zusammenhang auch deutlich gesagt werden: Die deutsche Bildungspolitik, die immer noch darum ringt, Informatik als Pflichtfach auf den Lehrplan zu bringen, hat hier desaströs versagt.
Klett, Fraunhofer IAIS und Lamarr-Institut stärken die KI-Kompetenzen an Schulen // news4teachers.de
Der Ernst Klett Verlag bietet in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS und dem Lamarr-Institut den digitalen Lernkurs "KI verstehen" an. Das modular aufgebaute Unterrichtsmaterial richtet sich an die Klassen 7 bis 10 aller Schulformen und vermittelt fundierte Grundlagen und praxisnahe Anwendungen von Künstlicher Intelligenz (KI). Ziel ist es, Schüler frühzeitig für diese Zukunftstechnologie zu begeistern, ihnen das notwendige Wissen zu vermitteln und sie zu einem reflektierten Umgang mit KI zu befähigen. Der Lernkurs bietet eine einfache Experimentierumgebung für maschinelles Lernen und Programmieren sowie praxisorientierte Anwendungsfelder aus verschiedenen Disziplinen. Das Lernmaterial ist flexibel gestaltet und wird regelmäßig aktualisiert.
Es ist erfrischend zu sehen, dass Schulbuchverlage und Wissenschaft die Initiative ergreifen und fundiertes, kostenloses Material zur Verfügung stellen, um die digitale und KI-Kompetenz von Schülern und Lehrkräften zu verbessern. Bleibt nur zu hoffen, dass viele Lehrkräfte die Möglichkeit wahrnehmen – auch ohne verpflichtende Integration in den Unterricht.