Durchblick #57: Mein Kollege, der humanoide Roboter
Updates für Bildung in einer exponentiellen Welt
Liebe Leser und Leserinnen,
willkommen zum neuen “Durchblick”. Wir melden uns zurück aus der Weihnachtspause und wünschen Ihnen allen einen erfolgreichen Start ins neue Jahr!
Die Entwicklung humanoider Roboter hat in den vergangenen Monaten eine bemerkenswerte Beschleunigung erfahren. Während Boston Dynamics' Atlas bereits in Autofabriken trainiert und Figure AI seine ersten kommerziellen Roboter ausliefert, schaffen neue Technologien wie Nvidias Entwicklungsplattformen und ultraschnelle Simulationsumgebungen die Voraussetzungen für eine noch rasantere Entwicklung. Steht uns mit der Demokratisierung von Supercomputing-Technologie nun der endgültige Durchbruch in der Robotik bevor? Und was bedeutet das für uns und kommende Generationen?
Lassen Sie sich inspirieren, heute vom Schwerpunkt “Humanoide Roboter.” Haben Sie noch Fragen oder Ideen? Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.
Roboter statt KI? Nvidia treibt neues Wachstumsfeld voran // golem.de
Nvidia plant eine strategische Neuausrichtung in Richtung Robotik, um sich als führende Plattform für Robotik-Lösungen zu etablieren. Das Unternehmen wird Mitte 2025 den Jetson Thor Computer für humanoide Roboter auf den Markt bringen und bietet bereits Full-Stack-Lösungen an. Zwei technologische Durchbrüche werden als entscheidend angesehen: die Entwicklung generativer KI-Modelle und die Möglichkeit des Robotertrainings in simulierten Umgebungen. Mit dem DGX-System, der Omniverse-Plattform und spezieller Hardware bietet Nvidia bereits umfassende Tools für die Roboter-Entwicklung an. Diese Neuausrichtung erfolgt auch als Reaktion auf die zunehmende Konkurrenz im KI-Chip-Markt durch Unternehmen wie AMD, Amazon, Microsoft und Google.
Die Entwicklung von Nvidia zeigt exemplarisch die Geschwindigkeit und Dynamik des technologischen Wandels. Während wir noch dabei sind, die Implikationen von ChatGPT für die Bildung zu verstehen, kündigt sich bereits die nächste Revolution an – die Verschmelzung von KI und Robotik.
Nvidias Vorstoß in die Robotik ist mehr als nur eine Unternehmensstrategie – es ist ein Fingerzeig auf massive gesellschaftliche Veränderungen. Wie das Unternehmen bereits den KI-Boom durch seine Chips erst ermöglicht und beschleunigt hat, könnte es nun auch die Robotik-Revolution entfesseln. Mit seiner technologischen Expertise, Marktmacht und finanziellen Stärke hat Nvidia das Potenzial, die Entwicklung und Verbreitung von Robotern ähnlich dramatisch zu beschleunigen wie zuvor die KI-Entwicklung.
Dies könnte zu einer beispiellosen Automatisierungswelle führen, bei der nicht mehr nur repetitive Tätigkeiten, sondern auch komplexe physische Arbeiten von Robotern übernommen werden. Für den Arbeitsmarkt bedeutet das eine fundamentale Umwälzung: Während bestimmte Berufsfelder verschwinden, entstehen neue an der Schnittstelle zwischen Mensch, KI und Robotik. Schulabgänger müssen zukünftig darauf vorbereitet sein, in einer Arbeitswelt zu bestehen, in der die Zusammenarbeit mit intelligenten Maschinen zum Alltag gehört.
Simulationsplattform "Genesis" soll KI für Roboter in Höchstgeschwindigkeit trainieren // the-decoder.de
Genesis ist eine neue Open-Source-Simulationsplattform für Robotik und Embodied AI, die von einem internationalen Forschungsteam entwickelt wurde. Die Plattform ermöglicht Robotertraining bis zu 430.000 Mal schneller als in Echtzeit und plant die Generierung physikalisch korrekter 4D-Welten aus Textbeschreibungen. Die Python-basierte Plattform kombiniert verschiedene Physik-Solver und nutzt GPU-beschleunigte Parallelberechnungen. Während einige Experten skeptisch bezüglich der angekündigten Fähigkeiten sind, sieht Nvidia-Forscher Jim Fan in Genesis ein vielversprechendes Werkzeug für die Entwicklung von Roboterfähigkeiten durch massive Parallelisierung, auch wenn der Weg zur realen Anwendung noch weit ist.
Die Entwicklung von Genesis ist ein Quantensprung in der Geschwindigkeit, mit der künstliche Systeme und Roboter lernen können. Zitat aus dem Artikel: “Eine Stunde Rechenzeit entspreche dabei zehn Jahren Trainingserfahrung für einen Roboter.” Das verschiebt die Grenzen des Möglichen dramatisch. Diese extreme Beschleunigung des maschinellen Lernens wirft fundamentale Fragen für unser Bildungssystem auf: Wie bereiten wir unsere Kinder auf eine Welt vor, in der Maschinen in Stunden lernen können, wofür Menschen Jahre brauchen?
Die Antwort liegt möglicherweise in der Neuausrichtung dessen, was wir unter Bildung verstehen. Statt des traditionellen Fokus auf Wissenserwerb und spezifische Fertigkeiten müssen wir uns auf die Entwicklung von Meta-Kompetenzen konzentrieren: die Fähigkeit, sich kontinuierlich neu zu erfinden, komplexe Systeme zu verstehen und ethische Entscheidungen zu treffen. Viel Zeit für diese Umstellung bleibt uns nicht.
Boston Dynamics: Humanoider Roboter Atlas trainiert für Arbeit in Autoindustrie // heise.de
Boston Dynamics demonstriert in einem Video die fortgeschrittenen Fähigkeiten seines humanoiden Roboters Atlas bei der autonomen Handhabung von Autoteilen. Der Roboter kann selbstständig Teile aus Regalen entnehmen und neu einsortieren, wobei er in Echtzeit auf Veränderungen und Fehler reagiert. Diese Entwicklung basiert auf einer Kombination verschiedener Sensoren und auf der Kooperation mit dem Hyundai-Konzern und Toyota, die Expertise in Objekterkennung und LLMs einbringen.
Was wir hier sehen, ist nicht nur ein technologischer Durchbruch, sondern ein Vorgeschmack auf eine fundamentale Transformation der Arbeitswelt. Die Fähigkeit von Atlas, komplexe physische Aufgaben autonom auszuführen und aus Fehlern zu lernen, markiert den Übergang von starren Industrierobotern zu adaptiven, menschenähnlichen Systemen. Diese Entwicklung wird massive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben – nicht nur in der Automobilindustrie, sondern überall, wo physische Arbeit gefragt ist.
Dabei ist Boston Dynamics nur eines von einem guten Dutzend Unternehmen, die aktuell an humanoiden Robotern arbeiten und dabei rasante Fortschritte erzielen. Mit dabei sind unter anderem Marktführer wie OpenAI (Figure 02) und Tesla (Optimus). Das im Bericht gezeigte Video ist inzwischen gut zwei Monate alt. Was sich in der Zwischenzeit getan hat, zeigt der nächste Artikel.
Figure AI verkauft seine ersten humanoiden Roboter // heise.de
Figure AI hat seinen humanoiden Roboter Figure 02 erstmals kommerziell ausgeliefert. Nach Tests bei BMW, wo der Roboter autonom Blechteile in Maschinen einlegte, ist er nun bei einem nicht näher genannten Kunden im Einsatz. Durch eine Kooperation mit OpenAI wurde der Roboter mit KI-Fähigkeiten ausgestattet, die es ihm ermöglichen, auf natürlichsprachliche Anweisungen zu reagieren, selbstständig Entscheidungen zu treffen und mit Menschen zu kommunizieren. Figure 02 gehört damit zu den ersten kommerziell eingesetzten humanoiden Robotern.
Die Signifikanz der kommerziellen Einführung von Figure 02 kann gar nicht genug betont werden: Humanoide Roboter sind keine Zukunftsvision mehr, sondern Realität im Arbeitsalltag! Besonders bemerkenswert ist die rasante Entwicklung von der ersten Vorstellung bis zum kommerziellen Einsatz in nur knapp über einem Jahr – ein Tempo, das exemplarisch für das exponentielle Zeitalter steht.
Die Kombination aus physischen Fähigkeiten und KI-gestützter Kommunikation schafft dabei eine vollkommen neue Qualität der Mensch-Maschine-Interaktion. Wenn Roboter nicht nur Aufgaben ausführen, sondern auch "mitdenken" und kommunizieren können, verändert das die Anforderungen an zukünftige Arbeitnehmer fundamental. Das Bildungssystem muss Lernende nun darauf vorbereiten, in hybriden Teams zu arbeiten. Dies erfordert eine neue Art der "hybriden Kompetenz": die Fähigkeit, sowohl die technischen Möglichkeiten als auch die Grenzen dieser Systeme zu verstehen, effektiv mit ihnen zu kommunizieren und ihre Entscheidungen kritisch zu hinterfragen.
Eines muss uns dabei klar sein: Wir bilden unsere Kinder heute für eine Arbeitswelt aus, die sich bereits während ihrer Ausbildung fundamental verändert. Das verlangt nach einem Bildungsansatz, der konsequent auf kontinuierliches, lebenslanges Lernen ausgerichtet ist.
KI für die Massen: Der erschwingliche Supercomputer, der alles verändert // focus.de
Der NVIDIA Jetson Orin Nano ist ein kompakter Supercomputer zum Preis von 249 US-Dollar, der 40 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde bei nur 25 Watt Energieverbrauch leistet. Er ermöglicht Edge-Computing für KI-Anwendungen und ist kompatibel mit gängigen Frameworks wie TensorFlow und PyTorch. Durch den günstigen Preis und die umfangreiche Software-Unterstützung macht NVIDIA Supercomputing-Technologie für Bildungseinrichtungen, Start-ups und einzelne Entwickler zugänglich und demokratisiert damit den Zugang zu fortschrittlicher KI-Technologie.
Die Demokratisierung von Supercomputing-Technologie durch den Jetson Orin Nano ist ein wichtiger Meilenstein in der technologischen Bildung. Zum ersten Mal haben wir ein Gerät, das die Kluft zwischen theoretischer KI-Bildung und praktischer Anwendung für jeden überbrückbar macht. Dies eröffnet völlig neue Möglichkeiten für projekt- und erfahrungsbasiertes Lernen.
Für Bildungseinrichtungen bedeutet dies eine große Chance: Statt KI nur theoretisch zu behandeln, können Lernende nun hands-on Erfahrungen mit echter Supercomputing-Leistung sammeln. Sie können eigene KI-Modelle entwickeln, trainieren und in praktischen Anwendungen testen – Fähigkeiten, die bisher oft der universitären Ausbildung oder spezialisierten Forschungseinrichtungen vorbehalten waren.
Die breite Verfügbarkeit dieser Technologie wird auch massive Auswirkungen auf die Entwicklungsgeschwindigkeit in der Robotik haben. Wenn wir die vorherigen Artikel betrachten – Nvidias Vorstoß in die Robotik, Genesis' ultraschnelle Simulationsplattform und die kommerziellen Erfolge von Figure AI – dann fügt der Jetson Orin Nano diesem Ökosystem einen entscheidenden Baustein hinzu: Er ermöglicht es einer viel größeren Gruppe von Entwicklern und Forschern, an der Robotik-Revolution teilzuhaben und diese weiter voranzutreiben. Erst vor wenigen Tagen hat Nvidia für diesen Zweck ein weiteres erschwingliches System vorgestellt, das bei einem Preis von 3000 US-Dollar noch 25-mal leistungsfähiger ist als der Jetson Orin Nano. Der Rahmen für eine weitere Beschleunigung der vor uns liegenden technologischen und gesellschaftlichen Revolution ist also bereits gesteckt.