Durchblick #8: KI-Durchbruch bei OpenAI und Abkehr von Digitalisierung in Schweden
Updates für Bildung in einer exponentiellen Welt
Liebe Leser:innen,
willkommen zum neuen “Durchblick”. Ist Technologie das Allheilmittel, oder laufen wir Gefahr, unsere menschlichen Fähigkeiten zu verlieren? OpenAI scheint kurz vor einem signifikanten Durchbruch in der KI-Forschung zu stehen und während Regierungen mit Regulierungsfragen ringen, kehrt Skandinavien zum guten alten Schulheft zurück.
Lassen Sie sich inspirieren, heute vom Schwerpunkt “Ein kritischer Blick auf KI und Digitalisierung”. Haben Sie noch Fragen oder Ideen? Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.
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Wir haben festgestellt, dass wir bereits seit ca. sechs Wochen einen Konfigurationsfehler in unserem Mailsystem hatten, der dazu geführt hat, dass Mails an kontakt@exponentielle-schule.de nicht zugestellt wurden. Dies betrifft alle Schaltflächen zur Kontaktaufnahme auf unserer Webseite. Sollten Sie in den vergangenen sechs Wochen versucht haben, uns über diesen Weg zu erreichen, dann haben wir Ihre Nachricht vermutlich nicht erhalten. Wir bitten Sie in diesem Fall, uns erneut zu kontaktieren. Der Fehler wurde inzwischen behoben und wir bitten um Entschuldigung für eventuelle Unannehmlichkeiten.
Rauswurf von OpenAI CEO wegen internem KI-Durchbruch? // t3n.de, Deutsch
Insidern zufolge hat OpenAI eine Super-KI namens Q* in Entwicklung. Die Warnung einiger OpenAI-Forscher über potenzielle Gefahren von Q* und darauffolgende interne Unstimmigkeiten führten in der letzten Woche zum vorübergehenden Rausschmiss von CEO Sam Altman. Besonders die mathematischen Fähigkeiten von Q* wurden als Durchbruch in der generativen KI-Forschung und potenziell menschenähnliche Denkfähigkeiten gewertet. Diese Entwicklung könnte die Türen für eine künstliche Superintelligenz (AGI) öffnen, die der menschlichen Intelligenz ähnlich oder überlegen ist.
Die Nachricht über die Entwicklung der Super-KI Q* bei OpenAI und die damit verbundenen internen Unruhen illustrieren eindrücklich, wie schnell die Grenzen der KI-Forschung verschoben werden. Es zeigt, wie wichtig es ist, ethische Überlegungen und mögliche Risiken in der KI-Entwicklung nicht unbeachtet zu lassen. Unserer Ansicht nach wird in der breiten Öffentlichkeit noch immer stark unterschätzt, wie schnell die KI-Entwicklung voranschreitet und welche Implikationen dies für die Gesellschaft haben wird. Die Forscher arbeiten bereits mit der nächsten Generation von KI-Modellen und wir gehen davon aus, dass deren Veröffentlichung nicht Jahre, sondern nur Monate entfernt liegt.
Wer reguliert KI? // dw.com, Deutsch
Der Artikel von DW diskutiert die Regulierung Künstlicher Intelligenz (KI) und hebt hervor, dass die Diskussion derzeit von großen Tech-Unternehmen wie Meta, OpenAI und X dominiert wird. Kritiker fordern eine breitere Beteiligung und warnen vor dem Einfluss dieser Unternehmen auf Datenschutz und Arbeitnehmerrechte. Gina Neff von der Universität Cambridge betont, dass diese Unternehmen die Debatte geschickt steuern. Sie sagt, dass wir mehr demokratische Teilhabe und Rechenschaft bei KI-Entscheidungen benötigen. Verschiedene Persönlichkeiten wie Elon Musk, Sam Altman, Mark Zuckerberg und Dario Amodei äußern sich unterschiedlich zu den Risiken und Chancen der KI und deren Regulierung.
Die Regulierung der KI ist ein komplexes und vielschichtiges Thema, das weitreichende Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und Wirtschaft hat. Die Turbulenzen bei OpenAI zeigen, dass die Selbstregulierung der KI-Industrie nur bedingt funktioniert. Wir benötigen eine offene und ausgewogene Debatte, die nicht allein von großen Tech-Unternehmen bestimmt wird. Es ist wichtig, dass verschiedene Stimmen und Perspektiven, einschließlich der von Wissenschaftlern, Aktivisten und anderen Weltregionen, gehört werden, um eine faire und umfassende Regulierungspolitik zu gewährleisten. Dies wird dazu beitragen, die Chancen der KI zu maximieren und gleichzeitig ihre Risiken zu minimieren.
KI kann andere KIs dazu bringen “verbotene” Dinge zu tun // t3n.de, Deutsch
In einer von Leap Laboratories durchgeführten Studie zeigen die Forscher:innen auf, wie KI-Modelle dazu gebracht werden können, ihnen auferlegte Regeln zu umgehen, indem sie andere KIs nutzen. Dieses Phänomen wird als "KI-Jailbreak" bezeichnet. Die Forscher haben herausgefunden, dass durch eine Technik namens "Persona-Modulation" KIs dazu veranlasst werden können, verbotene Aktionen auszuführen. In Tests mit OpenAIs GPT-4 und Anthropics Claude 2 stiegen die Erfolgsquoten für unerlaubte Antworten signifikant an. Es wurden Themen wie Kinderarbeit und illegale Aktivitäten abgefragt. Yingzhen Li vom Londoner Imperial College merkt an, dass diese Technik das Bedrohungspotenzial erhöht, aber es nicht sinnvoll sei, die KI-Regeln noch restriktiver zu gestalten, da dies den Nutzen verringern würde.
Die Erkenntnisse aus dieser Studie werfen wichtige Fragen bezüglich der Regulierung und Überwachung von KI-Systemen auf. Der "KI-Jailbreak" zeigt, dass KI-Modelle in der Lage sind, die ihnen gesetzten Grenzen zu überschreiten, was sowohl faszinierend als auch besorgniserregend ist. Es unterstreicht die Notwendigkeit, KI-Entwicklungen kontinuierlich zu überwachen und ethische Richtlinien zu stärken. Gleichzeitig betont die Studie die Bedeutung eines ausgewogenen Ansatzes, bei dem Sicherheit und Innovationsförderung Hand in Hand gehen. Für den Einsatz von KI in der Bildung bedeutet dies, dass nicht jedes KI-Modell unbesehen verwendet werden sollte. Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass die größten Modelle wie GPT-4 und Claude 2 noch am sichersten sind, da hier am meisten Testdaten durch User vorliegen und sie stärker unter Beobachtung der Behörden stehen.
Verlieren wir unsere Fähigkeiten durch die Nutzung von KI? // LinkedIn, Deutsch
Der Artikel von Prof. Dr. Yasmin Weiß auf LinkedIn erörtert, ob die Integration von KI in den Alltag zu einem Verlust menschlicher Fähigkeiten („Deskilling“) führt. Sie bezieht sich auf Bedenken, dass die Delegation von Aufgaben an KI unsere Autonomie und Problemlösungsfähigkeit verringern und unsere grundlegenden menschlichen Fähigkeiten wie Kreativität, Empathie und Kommunikationsfähigkeit verkümmern lassen könnte. Sie kommt zu dem Schluss, dass die Mehrwerte überwiegen, wenn wir uns bewusst machen, dass KI unsere Fähigkeiten erweitern und nicht ersetzen soll. Nur wenn wir Fähigkeiten gar nicht mehr erlernen und uns voll auf eine KI verlassen, sieht sie eine Gefahr des Deskilling.
Die Erörterung zeigt auf, dass die Zusammenarbeit von Mensch und KI durchaus auch dauerhaft fruchtbar sein kann, wenn einige grundlegende Rahmenbedingungen beachtet werden. Die Autorin nennt dabei vor allem zwei wichtige Punkte: Die gezielte Weiterentwicklung unserer Fähigkeiten im Umgang mit KI und die Betonung menschlicher Qualitäten, die nicht durch KI ersetzt werden können. Fähigkeiten wie Empathie, Intuition und Kreativität bleiben unerlässlich und werden in einer zunehmend automatisierten Welt immer wertvoller. Dies erfordert eine bewusste Anstrengung, sowohl unsere technologischen Fähigkeiten als auch unsere menschlichen Stärken zu pflegen und weiterzuentwickeln und unterstreicht die Wichtigkeit des lebenslangen Lernens.
In Skandinavien kehren viele Schulen zurück zu analogen Medien // swr.de, Deutsch
In Schweden gibt es eine Trendwende in der Schulbildung: Viele Schulen kehren zu traditionellen Unterrichtsmaterialien wie Heften und Büchern zurück. Dies folgt auf eine Phase intensiver Digitalisierung, in der Schüler iPads und Laptops erhielten und viele Unterrichtsmaterialien online verfügbar waren. Forschende und die schwedische Regierung haben festgestellt, dass die Lernkompetenz der Schüler insgesamt stark zurückgegangen ist. Die Bildungsministerin Lotta Edholm hat nun beschlossen, die Digitalisierungsstrategie zu bremsen und plant, erhebliche Mittel für Schulbücher bereitzustellen. Aus der Schulpraxis gibt es gemischte Reaktionen: Einige Lehrkräfte bemängeln, dass digitale Tools nicht immer effektiv sind und Kinder nicht in ihrem eigenen Rhythmus arbeiten lassen. Andere sehen Vorteile in digitalen Medien, wie die Möglichkeit für Schüler, ihre Texte zu bearbeiten und zu redigieren. Forschungen des Karolinska Instituts zeigen, dass eine intensive Nutzung von Computern in Schulen sich negativ auf Mathematik- und Lesekompetenzen auswirkt. Ein Digitalisierungsexperte der schwedischen Schulbehörde betont jedoch, dass der Erfolg digitaler Lehrmittel stark von der Kompetenz der Lehrkräfte im Umgang mit diesen Medien abhängt.
Die Entwicklung in Schweden, die übrigens ebenso in Dänemark stattfindet, spiegelt ein weltweites Dilemma wider: Wie integriert man digitale Technologien effektiv in den Bildungsprozess? Der Rückgriff auf traditionelle Lehrmittel in Schweden deutet darauf hin, dass eine Balance zwischen digitalen und analogen Lehrmethoden wichtig ist. Die Forschungsergebnisse des Karolinska Instituts und die gemischten Erfahrungen aus der Schulpraxis bestätigen, dass die reine Verfügbarkeit digitaler Technologien nicht automatisch zu besserem Lernen führt. Vielmehr kommt es auf die sinnvolle Integration und den bewussten Einsatz dieser Technologien an, ergänzt durch das Fachwissen und die pädagogischen Fähigkeiten der Lehrkräfte. Dieser Ansatz könnte als Leitfaden dienen, um die Vorteile der Digitalisierung im Bildungsbereich optimal zu nutzen, ohne dabei die grundlegenden Lernkompetenzen zu vernachlässigen.