Schulen als Unternehmen: Ein neuer Blickwinkel im exponentiellen Zeitalter
Schulen sollten versuchen sich mehr als Unternehmen zu betrachten, mit Schulleitung, Lehrkräften, Schüler:innen und Eltern als Schlüsselakteuren.
Wichtig für Schulen sowie für Unternehmen ist regelmäßiges Feedback von allen Beteiligten, um sich verbessern zu können und Innovation zu fördern.
Schulen könnten von der Agilität und den bewährten Methoden der Unternehmenswelt profitieren, um sich den ständig wandelnden Bildungsherausforderungen anzupassen.
First Principles Thinking wäre z.B. ein Ansatz aus Wirtschaft und Philosophie, der Schulen helfen könnte, grundlegende Bildungsfragen zu identifizieren und innovative Lösungen zu entwickeln.
Haben Sie jemals darüber nachgedacht, dass Schulen wie Unternehmen funktionieren könnten? Das exponentielle Zeitalter und die rasanten technologischen Entwicklungen beeinflussen nicht nur Unternehmen, sondern auch Bildungseinrichtungen. In diesem Kontext ist es sinnvoll, Schulen als Unternehmen zu betrachten, in denen die Schulleitung die Geschäftsführung darstellt, die Lehrkräfte die Mitarbeiter sind und die Schüler:innen sowie deren Eltern die Kunden.
Feedback: Der Schlüssel zum Fortschritt
Fortschrittliche Unternehmen haben erkannt, wie wichtig es ist, regelmäßig Feedback von Mitarbeitern und Kunden einzuholen. Dieses Feedback hilft ihnen, ihre Dienstleistungen und Produkte kontinuierlich zu verbessern. Ähnlich sollten auch Schulen den Wert von Feedback erkennen. Durch regelmäßige Befragungen von Lehrkräften, Schüler:innen und Eltern können Schulen wertvolle Einblicke erhalten und als Grundlage für Verbesserungen und Innovationen nutzen.
Anpassungsfähigkeit: Eine Lektion aus der Unternehmenswelt
Unternehmen stehen ständig vor der Herausforderung, sich in einem sich schnell verändernden Marktumfeld zu behaupten. Sie sind konfrontiert mit Wettbewerbern, wirtschaftlichen Schwankungen und politischen Veränderungen, die sie zwingen, ständig innovativ und anpassungsfähig zu sein. Nur diejenigen, die sich schnell an neue Gegebenheiten anpassen können, überleben und gedeihen.
Schulen könnten von dieser Anpassungsfähigkeit viel lernen. Während Schulen nicht unbedingt in einem „Wettbewerbsmarkt“ im traditionellen Sinne operieren, stehen sie doch vor ähnlichen Herausforderungen: sich verändernde Bildungsstandards, unterschiedliche Lernbedürfnisse der Schüler:innen und die Notwendigkeit, mit technologischen Entwicklungen Schritt zu halten.
Unternehmen haben bereits viele Strategien und Methoden getestet, um sich diesen Herausforderungen zu stellen. Ihre Erfahrungen könnten als wertvolle Fallstudien für Schulen dienen, die nach Möglichkeiten suchen, ihre eigenen Prozesse und Ansätze zu verbessern. Schulen könnten unter anderem agile Methoden aus der Softwareentwicklung adaptieren, um flexibler auf Veränderungen reagieren zu können, oder sie könnten Customer-Relationship-Management-Strategien verwenden, um die Beziehungen zu Schüler:innen und Eltern zu stärken.
First Principles Thinking: Lektionen aus Wirtschaft und Philosophie
First Principles Thinking ist nicht nur eine moderne Methode, sondern hat auch historische Wurzeln in der Philosophie. Der antike Philosoph Aristoteles sprach von den „ersten Prinzipien“ oder „Grundursachen“ als den fundamentalen Wahrheiten oder Ursachen, auf denen Wissen aufgebaut ist. Er glaubte, dass wahres Verständnis und Wissen nur erreicht werden können, indem man Dinge auf ihre grundlegendsten Prinzipien reduziert.
Ein weiterer Aspekt, der hier relevant ist, ist das „analoge Denken“. Menschen neigen dazu, aufgrund von Analogien zu Schlussfolgerungen zu gelangen. Das bedeutet, dass wir oft Situationen oder Probleme basierend auf ähnlichen Erfahrungen aus der Vergangenheit interpretieren, ohne wirklich zu hinterfragen, ob diese Analogien in dem jeweiligen Fall wirklich zutreffen. Dies kann zu Fehlinterpretationen und unpassenden Lösungsansätzen führen. First Principles Thinking bietet einen Ansatz, diese Tendenz zu überwinden, indem es ermutigt, jedes Problem von Grund auf neu zu betrachten.
Einige Beispiele aus der Wirtschaft:
• Tesla: Elon Musk verließ sich nicht einfach auf bestehende Batterietechnologien. Er fragte sich, was eine Batterie im Kern ausmacht und wie man diese Bestandteile direkt beschaffen kann, um Kosten zu reduzieren.
• SpaceX: Musk hinterfragte die hohen Kosten der Raumfahrt und zerlegte die Raketen in ihre Grundbestandteile, um herauszufinden, wie man sie kosteneffizienter herstellen kann.
• Airbnb: Anstatt ein traditionelles Hotelgeschäft zu gründen, fragten sich die Gründer, ob Menschen bereit wären, ihre eigenen Wohnräume zu teilen, und schufen eine Plattform, die diese Idee ermöglichte.
Anwendung von First Principles Thinking: Das Beispiel der Hausaufgaben
Ein häufig diskutiertes Thema in Schulen sind Hausaufgaben. Viele Schüler:innen empfinden sie als belastend, während Lehrkräfte sie als notwendiges Instrument zur Vertiefung des Lernstoffs sehen. Eltern haben oft gemischte Gefühle, je nachdem, wie viel Unterstützung ihre Kinder bei den Hausaufgaben benötigen.
Problemidentifikation: Viele Schüler:innen sind überfordert mit der Menge und Schwierigkeit der Hausaufgaben. Gleichzeitig bemerken Lehrkräfte, dass nicht alle Schüler:innen die Hausaufgaben regelmäßig erledigen, und Eltern berichten von Stress und Konflikten zu Hause aufgrund der Hausaufgaben.
Zerlegung in Grundprinzipien: Was ist der eigentliche Zweck von Hausaufgaben? Im Kern sollen sie dazu dienen, das im Unterricht Gelernte zu vertiefen und zu üben. Sie sind nicht dazu gedacht, Schüler:innen zu überfordern oder Stress zu Hause zu verursachen.
Hinterfragen von Annahmen: Müssen Hausaufgaben täglich und in allen Fächern gegeben werden? Müssen sie immer schriftlich sein? Ist die Menge der Hausaufgaben ein Indikator für ihre Qualität?
Entwicklung neuer Lösungen: Basierend auf dem Grundprinzip, dass Hausaufgaben zur Vertiefung des Lernstoffs dienen sollen, könnten verschiedene Ansätze entwickelt werden:
Flexible Hausaufgaben: Lehrkräfte könnten eine Auswahl an Aufgaben anbieten, aus denen die Schüler:innen je nach Interesse und Fähigkeiten wählen können.
Kollaborative Hausaufgaben: Anstatt individueller Aufgaben könnten Schüler:innen in Gruppen arbeiten, um ein Projekt oder eine Präsentation zu einem Thema zu erstellen.
Digitale Ressourcen: Nutzung von Online-Plattformen und Apps, die den Schüler:innen interaktive Übungen und sofortiges Feedback bieten.
Feedback-orientierte Hausaufgaben: Anstatt einer Benotung könnten Lehrkräfte regelmäßig Feedback geben, um den Lernprozess zu unterstützen.
Testen und Anpassen: Die neuen Ansätze könnten in einigen Klassen oder Jahrgangsstufen getestet werden. Regelmäßiges Feedback von Schüler:innen, Eltern und Lehrkräften würde helfen, die Ansätze weiter zu verfeinern.
Employee und Customer First: Ein Paradigmenwechsel in Schulen
Die Idee von „Employee First“ und „Customer First“ kann auch in Schulen implementiert werden. Indem Schulen ihre Lehrkräfte als wertvolle Mitarbeiter betrachten und ihre Schüler:innen sowie deren Eltern als zentrale Kunden, können sie eine Kultur schaffen, die auf Zufriedenheit, Engagement und kontinuierlicher Verbesserung basiert.
Ein solcher Ansatz kann dazu beitragen:
• Motivation und Engagement der Lehrkräfte zu steigern: Wenn Lehrkräfte sich wertgeschätzt und unterstützt fühlen, sind sie motivierter und engagierter in ihrer Arbeit.
• Lernerfahrung und Zufriedenheit der Schüler:innen zu verbessern: Ein schülerzentrierter Ansatz, der auf Feedback und kontinuierlicher Verbesserung basiert, kann die Lernerfahrung und Zufriedenheit der Schüler:innen erheblich verbessern.
• Offene und kollaborative Kultur zu fördern: Eine Kultur, in der Feedback geschätzt und genutzt wird, fördert die Zusammenarbeit und Innovation und kann positive Veränderungen herbeiführen.
Schulen stehen im exponentiellen Zeitalter vor großen Herausforderungen. Unternehmerisches Denken und das Aufgreifen von bewährten Geschäftspraktiken wie Kundenzentrierung und First Principles Thinking können dabei helfen, diese Herausforderungen zu meistern und eine positive Lernumgebung für alle Beteiligten zu schaffen.